Überwachung – Tinder lässt US-Nutzer kriminelle Vergangenheit prüfen
Die Dating-App Tinder will ihren Nutzern in den USA die Möglichkeit geben, die kriminelle Vergangenheit potenzieller Partner zu prüfen.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Tinder-App soll künftig die kriminelle Vergangenheit des Gegenüber einsehbar sein.
- Mit dem Dienst Gabor hat man Zugriff auf die US-Sexualstraftäterkartei.
- Eine US-Soziologin warnt jedoch vor der Vertrauenswürdigkeit der Quellen.
Aus der App heraus soll einen direkten Zugang zu dem Dienst Garbo, der Suchen in der US-Sexualstraftäterkartei anbietet, hergestellt werden. Dies erklärt die Tinder-Dachgesellschaft Match Group am Mittwoch. Auf Garbo können Nutzer dann nach Verhaftungen oder Verurteilungen ihrer potenziellen Partner suchen.
Garbo-Gründerin Kathryn Kosmides erklärte, die Ankündigung der Match Group sei «nur der erste Schritt, um unsere Mission zu erfüllen. Proaktiv Schaden im digitalen Zeitalter soll verhindert werden». Der Tinder-Muttergesellschaft zufolge sind je User die ersten zwei Suchanfragen kostenlos, insgesamt ist das Angebot auf 500'000 Suchanfragen gedeckelt. Danach soll eine Suche 2,50 Dollar (2,3 Franken) kosten.
US-Sexualstraftäterkartei als unzuverlässige Quellen
Auf der Plattform können die Nutzer Namen, Telefonnummern und andere Details ihres Gegenübers eingeben. In den Garbo-Suchergebnissen sind bestimmte Straftaten wie Drogenbesitz, Herumlungern oder Landstreicherei herausgefiltert. Persönliche Details wie Wohnadressen und Telefonnummern der registrierten Straftäter werden von der Suchmaschine nicht angezeigt.
Tinder und andere Dating-Apps sehen sich immer wieder mit Berichten von Frauen konfrontiert. Sie haben über die Plattformen Männer kennenlernen, die sie anschliessend sexuell missbrauchen. Experten weisen jedoch darauf hin, dass die US-Sexualstraftäterkartei keine definitiven Aussagen über die Gefährlichkeit eines Menschen zulässt.
US-Soziologin Nicole Bedera wies darauf hin, dass Sexualstraftaten häufig von Betroffenene nicht angezeigt werden. Noch weniger Anzeigen führen zu einer Verurteilung. Die Professorin an der Rutgers School of Criminal Justice, Sarah Lageson, wies zudem auf strukturellen Rassismus im Justizsystem hin: «Viele weisse Sexualstraftäter haben kein Strafregister und viele Schwarze haben ein irreführendes oder ungerechtes».
Weitere Informationsmöglichkeiten vor einem Treffen mit Fremden könne zumindest «einen Teil des Schadens für uns selbst und unsere Gemeinschaften verhindern». Darauf hin verwies Garbo hingegen.