El Salvador akzeptiert als weltweit erstes Land Bitcoin als Zahlungsmittel
Als erstes Land der Welt akzeptiert das kleine mittelamerikanische Land El Salvador den Bitcoin als offizielle Währung - trotz erheblicher Skepsis in der Bevölkerung und Warnungen von Experten.
Das Wichtigste in Kürze
- Skepsis in der Bevölkerung jedoch sehr hoch.
«Zum ersten Mal in der Geschichte werden morgen alle Augen der Welt auf El Salvador gerichtet sein», schrieb Staatspräsident Nayib Bukele am Montagabend im Internetdienst Twitter. Kurz vor Mitternacht Ortszeit verkündete er, gleich werde das Land Geschichte schreiben.
Am Dienstag trat in El Salvador ein Gesetz in Kraft, wonach die Kryptowährung fortan neben dem US-Dollar in El Salvador als Zahlungsmittel akzeptiert wird. Bukele erklärte, sein Land habe 400 Bitcoin in zwei Tranchen gekauft und weitere Werte würden folgen. Die 400 Bitcoin hatten einen aktuellen Marktwert von rund 21 Millionen Dollar (knapp 17,7 Millionen Euro).
Die Regierung des Landes geht davon aus, dass durch die Einführung der digitalen Währung viele Menschen überhaupt erst Zugang zu Bankkonten bekommen könnten. Ausserdem rechnet das Land mit Einsparungen von Gebühren in Höhe von 400 Millionen Dollar jährlich bei Überweisungen, die im Ausland lebende Bürgerinnen und Bürger in die Heimat schicken, und die vor allem aus den USA kommen. Diese Überweisungen tragen 22 Prozent zur Wirtschaftsleistung des kleinen Landes bei.
Das Parlament hatte im Juni grünes Licht für die Einführung der Kryptowährung gegeben, sie gilt für alle Waren und Dienstleistungen. Allerdings wird der Schritt in der Bevölkerung mit grosser Skepsis gesehen. Mehr als zwei Drittel der 6,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner sprachen sich in zwei verschiedenen Umfragen dafür aus, den US-Dollar als alleinige Währung beizubehalten, das ist seit 20 Jahren die offizielle Währung. Die Befragten zeigten auch kaum Interesse daran, sich die App Chivo, eine Art elektronische Geldbörse herunterzuladen.
Der Bitcoin sei eine Währung, «die nicht existiert» und von der nicht die Armen, sondern die Reichen profitieren würden, sagte der Bürger und Kriegsveteran José Santos Melara, der vergangene Woche an einem Protest gegen die Bitcoin-Währung teilgenommen hatte. «Wie soll ein armer Mensch in Bitcoin investieren, wenn er kaum etwas zu essen hat?»
Die Regierung will landesweit mehr als 200 Automaten für Bitcoin aufstellen - zum Teil sollen sie von Soldaten bewacht werden, um Angriffe durch Gegner abzuwehren. Wirtschaftsexperten und internationale Akteure wie die Weltbank oder der IWF äusserten Bedenken an der Legalisierung von Bitcoin, die USA drängten El Salvador zu einem «regulierten, transparenten und verantwortungsvollen» Umgang mit der Kryptowährung.
Skeptiker warnen immer wieder vor den hohen Kursschwankungen von Kryptowährungen - oftmals werden sie eher als Spekulationsobjekt und Geldanlage verwendet statt als Zahlungsmittel, was mit hohen Verlusten verbunden sein kann. Ausserdem machten zuletzt spektakuläre Hackerangriffe auf Kryptowährungsplattformen Schlagzeilen.