EZB erwartet Zinserhöhung im Sommer oder Herbst 2019
Die Direktorin der Europäischen Zentralbank, Sabine Lautenschläger, geht davon aus, dass nächstes Jahr der Leitzins steigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Sabine Lauteschläger rechnet laut einem Interview mit einem Anstieg des Leitzinses.
- Der Zeitpunkt für eine Straffung hänge allerdings von den aktuellen Konjunkturdaten ab.
Trotz jüngst abflauender Konjunktur geht EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger davon aus, dass nächstes Jahr der Leitzins steigt. «Womöglich im Sommer oder Herbst», sagte sie in einem am Montag auf der Internet-Seite der EZB erschienenen Interview der Nachrichtenagentur AFP. Wann der genaue Zeitpunkt für eine Straffung gekommen sei, hänge letztlich von den dann aktuellen Konjunkturdaten ab. Laut der Sprachregelung der EZB wird der Leitzins, der seit März 2016 bei 0,0 Prozent liegt, 2019 «über den Sommer hinweg» nicht angetastet werden.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zudem in Aussicht gestellt, ihre billionenschweren Anleihenkäufe Ende dieses Jahres einzustellen. Nach Ansicht Lautenschlägers zeichnet sich nichts am Horizont ab, was diese Pläne durchkreuzen könnte. Die Käufe von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren waren in den vergangenen Jahren das wichtigste Instrument der EZB im Kampf gegen eine schwache Konjunktur und eine aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation.
Keine Papiere mehr hinzukaufen
Ab nächstem Jahr will sie keine neuen Papiere mehr hinzukaufen, sondern nur noch auslaufende ersetzen. Die EZB hat angekündigt, diese Politik dann geraume Zeit beizubehalten. Lautenschläger mahnte in dem Interview zur Vorsicht. «Wir sollten uns mit Blick auf die Reinvestitionen nicht für eine lange Zeit binden. Denn wir können nicht ausschliessen, dass wir unser Inflationsziel früher als erwartet erreichen oder dass sich vermehrt negative Nebeneffekte unserer lockeren Geldpolitik einstellen», sagte die deutsche EZB-Direktorin.
EZB-Chefökonom Peter Praet hat signalisiert, dass die Währungshüter auf ihrer Dezember-Sitzung wohl präzisieren werden, was sie unter einer Reinvestitionspolitik für geraume Zeit verstehen. An den Märkten gilt es als wahrscheinlich, dass damit rund zwei bis drei Jahre gemeint sind.