Finanzen: Zartschmelzende Schoggi beschert krisenfeste Renditen
Finanzen: Schokolade soll Glücksgefühle auslösen, heisst es. Auch an der Börse trifft das zu: Schoggi-Aktien können über eher bittere Zeiten trösten. Drei Tipps.
Das Wichtigste in Kürze
- Aktien von Lebensmittelproduzenten schlagen sich meist auch in Krisen gut.
- Lindt & Sprüngli ist die zweitteuerste Aktie der Welt.
- Mit einer Nestlé-Aktie erhalten Sie ein Portfolio starker Food-Marken.
Was hat das Metall Osmium mit Cannabis gemeinsam? Beides sind Anlage-Trends. Doch die Moden an den Märkten für Finanzen wechseln schneller als auf dem Laufsteg. Nach spektakulären Kursanstiegen geht es oft rasant abwärts.
Uns interessiert darum nicht, wo der nächste Hype auftaucht, sondern auf welche Werte langfristig Verlass ist. «Egal, was geschieht, essen müssen wir immer», sagen sich Börsianer. In unsicheren Zeiten setzen sie gern auf Nahrungsmittelproduzenten.
Lindt & Sprüngli Finanzen: Teurer geht es nimmer
Welche Food-Kategorie wirft die süssesten Renditen ab? Natürlich Schokolade. Nach der Finanzkrise von 2008 stieg der Schoggi-Konsum sogar.
Kein Wunder, ist die Lindt-&-Sprüngli-Aktie bei einem Preis von über 100'000 Franken die zweitteuerste Aktie der Welt. Dies nach dem US-Titel Berkshire Hathaway. Bräuchte das Unternehmen mehr Kapital, könnte es locker die Aktien splitten.
Das heisst: Aus einer kostspieligen Aktie viele erschwinglichen Papiere machen. Damit könnte das Unternehmen bei einer Kapitalerhöhung breitere Anlegerschichten ansprechen. Aber derlei hat der Premium-Fabrikant nicht nötig. Seine Schoggi ist zartschmelzend, sein Geschäftsmodel stabil: Er bricht fast regelmässig seine Umsatzrekorde.
Darum ist Lindt & Sprüngli seit über einem Vierteljahrhundert in der Lage, die Dividenden-Auszahlungen an die Aktionäre zu erhöhen. Die Dividendenrendite beträgt momentan 1,3 Prozent. Das ist etwas mehr, als ein Konto an Finanzen abwirft, aber nicht berauschend. Dafür werden Investoren zusätzlich mit einer Naturaldividende verführt: Einem Koffer voller Pralinen.
Barry Callebaut: Unbekannter Riese
Wer sich Lindt & Sprüngli im Bezug auf die Finanzen nicht leisten kann, mag vielleicht die preiswerte Alternative: Barry Callebaut. Auch wenn Ihnen der Name wenig sagt, handelt es sich dabei um den grössten Schokoladenverarbeiter der Welt. Barry Callebaut beliefert Confiseure und Fabrikanten mit Rohprodukten.
Die Dividende hat sich in den letzten 15 Jahren verdreifacht; die Dividendenrendite liegt bei gut 1,4 Prozent. Und Innovationen wie natürliche, rosarote Kakaomasse dürften weiterhin den Geschmack der Börse treffen.
Nestlé: Eine Volksaktie?
Doch jetzt kommt der Clou. Mit Cailler, KitKat und Lion zählt auch Nestlé zu den Schokoladenfirmen, ist aber zugleich der grösste Lebensmittelhersteller. Wir können eine Nestlé-Aktie in Franken kaufen – und erhalten ein vielfältiges Portfolio starker Food-Marken rund um den Erdball.
Obendrein managt die Firma für uns das Wechselkursrisiko. Sie wirtschaftet fast langweilig solide: Die Dividenden hat Nestlé seit 40 Jahren nicht mehr gekürzt und zum 28. Mal in Folge erhöht. Die Dividendenrendite beläuft sich auf 2,65 Prozent.
Nestlé buttert mehr Mittel in die Forschung als seine Konkurrenten. CEO Mark Schneider reichert das Portfolio mit Vitaminen, Plant-based- und Fleischersatz-Produkten an. Das liefert Stoff für Wachstum – und klingt beinahe so «fancy» wie Osmium und Cannabis.
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Zum Autor
Stephan Lehmann-Maldonado bringt zwei seiner Steckenpferde zusammen: Die Faszination fürs Wirtschaftsgeschehen und jene für klare Kommunikation. Schon während seines Finance-Studiums an der Universität Zürich hat er für Wirtschaftsmedien geschrieben. Später hat er sein Wissen in der Bankpraxis und beim Unterrichten von Lernenden vertieft. Heute führt er eine kleine Kommunikationsagentur.