Investoren fehlen beim Credit Suisse-Umbau noch wichtige Details
Die grossen Umbaupläne der Credit Suisse werden kritisch betrachtet an den Finanzmärkten. Gerade Details fehlen den Investoren.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Credit Suisse ist an einer breiten Umstrukturierung dran.
- Diese wird von den Finanzmärkten kritisch betrachtet.
- Gerade den Investoren fehlen viele Details, um die Situation adäquat einzuschätzen.
Die tiefgreifenden Umbaupläne der Credit Suisse werden am Finanzmarkt mit Zurückhaltung aufgenommen. Die am Vortag abgestürzte CS-Aktie kann sich am Freitag nur leicht erholen. Zurückgeführt wird der Kurssturz vor allem auf die unerwartet grosse Kapitalerhöhung.
Vielen Investoren fehlen zudem wichtige Details zur geplanten Restrukturierung. Auch am Freitag lobten die Analysten zwar den «radikalen» Umbau der angeschlagenen Grossbank. Gleichzeitig sprach aber etwa Barclays-Experte Amit Goel auch von vielen negativen Rückmeldungen von Investorenseite. Diese sähen nicht nur grosse Risiken der Umsetzung des Plans, sie hätten auch gefragt, wie ausgereift der Plan der Grossbank eigentlich sei.
Nach dem Absturz des Vortages um 19 Prozent erholte sich die CS-Aktie am Freitag nur leicht und blieb bis am Nachmittag knapp unter dem Niveau von 4 Franken
Viele Unklarheiten bei der Investment-Bank
Unklarheiten sehen viele Investoren vor allem bei der Restrukturierung der Investment-Bank, die «relativ komplex» ausgefallen sei, wie JPMorgan kommentierte. Gerade bezüglich der Teilverkäufe und dem Herunterfahren einzelner Investment Bank-Bereiche seien die Details leider «etwas knapp» gewesen, sagte auch Vontobel-Analyst Andreas Venditti im Anschluss an die Investorenkonferenz gegenüber AWP Video.
Im Besonderen galt das für die Ankündigung der CS-Führung, das Verbriefungsgeschäft (Securitized Products Group, SPG) an ein Konsortium mit Apollo Global Management und der Fondsgesellschaft Pimco zu verkaufen – wobei kein Preis angegeben wurde. Einige Investoren hätten die Befürchtungen, dass die Credit Suisse den Verkauf zu ungünstigen Bedingungen abschliessen werde, kommentierte Barclays-Experte Goel.
CS unter Druck
So sei zwischen der CS und dem Käuferkonsortium noch keine bindende Vereinbarung, sondern erst ein Rahmenvertrag abgeschlossen worden. «Investoren sorgen sich, dass das Konsortium für sich sehr gute Bedingungen aushandeln kann, weil die CS unter Druck für einen Abschluss des Geschäfts steht», kommentierte Goel. In Medienberichten wurde am Freitag ausserdem darauf hingewiesen, dass CS-Verwaltungsrätin Blythe Masters für Apollo tätig ist. Der «Tagesanzeiger» warf dabei die Frage nach einem möglichen Interessenkonflikt auf.
Aber auch weitere Massnahmen wie die geplante Herauslösung der künftigen Credit Suisse First Boston (CSFB), die etwa das Kapitalmarkt- und Beratungsgeschäft beinhalten soll, scheine noch in einer sehr frühen Phase zu sein, hiess es bei Beobachtern. Hinterfragt wurde in den Medien auch die Rolle des bisherigen CS-Verwaltungsrats Michael Klein, der die CSFB künftig leiten soll.
Zu reden gaben auch die Angaben zu Liquiditätsproblemen der CS in den ersten beiden Oktoberwochen. Die Grossbank hatte in ihrem Quartalsbericht offengelegt, dass es nach Mediengerüchten um eine angebliche Schieflage der CS zu stark erhöhten Geldabflüssen gekommen war. In der Folge fielen die Liquiditätsquoten einzelner CS-Einheiten zeitweise unter die regulatorischen Erfordernisse. Solche Entwicklungen könnten auch negative Auswirkungen auf die Finanzierungskosten der Grossbank haben, so die Befürchtung von Investoren.
Kapitalerhöhung kommt nicht nur gut an
Durchzogen ist am Freitag auch das Echo auf die Kapitalerhörung: Diese sei wohl höher ausgefallen als erwartet, meinte UBS-Analyst Daniele Brupbacher mit Blick auf den Kurseinbruch. Kritisiert wurde der Umfang derweil von JPMorgan-Experte Kian Abouhossein: Eine derartige Verwässerung für die Investoren hätte vermieden werden müssen, kommentierte er. Derweil gab es aber auch Befürchtungen, dass noch weitere Erhöhung nötig sein würden, vor allem angesichts des Risikos weiterer teurer Rechtsfälle.
Für JPMorgan-Experte Abouhossein dürften bei einem weiteren Absinken des CS-Aktienkurses auch wieder Spekulationen um eine CS-Übernahme laut werden. Seines Erachtens bleibt die wieder mit unter 11 Milliarden bewertete Grossbank im Verhältnis zum Buchwert günstig. Insbesondere schätzt er alleine den Wert des profitablen Schweizer Bankgeschäfts auf rund 15 Milliarden Franken.