Ist Denner so nachhaltig wie angepriesen?

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Zürich,

Discounter Denner gibt sich in seiner neuesten Kampagne schön nachhaltig. Tier- und Konsumentenschützer rümpfen die Nasen.

Auf Plakaten bewirbt Denner IP-Suisse-Produkte.
Auf Plakaten bewirbt Denner IP-Suisse-Produkte. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Denner bewirbt momentan Produkte mit dem IP-Suisse-Label.
  • Dafür gibt es Kritik vom Schweizer Tierschutz und der Stiftung für Konsumentenschutz.

Nachhaltigkeit ist das Wort der Stunde. Und so kommt es, dass plötzlich die ganze Wirtschaft öko sein will. Der Trend macht natürlich auch vor dem Detailhandel keinen Halt. Und nicht nur bei den beiden Grossen, auch Discounter Denner gibt sich neuerdings nachhaltig.

«Hier werden nur die Preise auf engstem Raum gehalten», heisst es etwa auf einem Werbe-Plakat. Beworben wird Schweine- und Rindfleisch mit dem IP-Suisse-Label. Eigentlich kein Novum: Denner verkauft seit 2016 IP-Suisse-Lebensmittel. Aktuell ist bei rund 70 Produkten im Discounter das Label aufgedruckt. Beworben werden auch andere Lebensmittel, etwa Brot.

Höhere Anfroderungen

Doch ist das IP-Label wirklich so nachhaltig, wie Denner tut? Bei der Schweinehaltung müssen die Bundesprogramme Raus (regelmässiger Auslauf ins Freie) und BTS (besonders tierfreundliche Stallhaltung) erfüllt werden. Heisst: «Für Mastschweine bedeutet das unter anderem 1,5 statt 0,9 Quadratmeter Platz im Stall, eine eingestreute Liegefläche statt reiner Betonboden und Auslauf ins Freie, statt reiner Stallhaltung», erklärt Hansuli Huber, Geschäftsführer Schweizer Tierschutz STS.

Der reine Schweine-Luxus ist das allerdings nicht. Konventionelle Schweinemast ohne Einstreu und ohne Auslauf lehnt der STS nämlich ab, obwohl das die Tierschutzgesetzgebung in der Schweiz zulässt. Die IP-Produkte sind für Huber ein «vertretbarer Kompromiss zwischen Tierwohl und Wirtschaftlichkeit.»

Auch beim Konsumentenschutz sieht man die Öko-Kampagne von Denner skeptisch. «Problematisch an der Werbung finde ich, dass ein einzelner Aspekt der Tierhaltung so prominent herausgehoben wird», sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz SKS. Und ergänzt: «Das ist schade, denn genau bei der Tierhaltung hat IP-Suisse noch Verbesserungsbedarf.»

Mittelmässiges Zeugnis

Die Stiftung untersucht regelmässig Lebensmittel-Labels. «In unserer Labelbewertung schneidet IP Suisse mittelmässig ab – aber natürlich immer im Vergleich zu den anderen Labels und nicht zur konventionellen Haltung auf Tierschutzgesetz-Basis», erklärt Stalder.

Denner ist mit dem IP-Suisse-Produkten zufrieden. «Der Konsument wünscht sich Transparenz in der Produktion, Ehrlichkeit in der Kommunikation und dies ist in der Nachhaltigkeit eine Grundhaltung», sagt Sprecherin Grazia Grassi. «Und mit dem IP-Suisse-Label hat Denner einen idealen Partner gefunden, um diesen Bedürfnissen Rechnung zu tragen - dies bestätigt auch die erfolgreiche Entwicklung der IP-Suisse-Produkte in unseren Läden.»

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