Jeff Bezos wird nicht von der Bildfläche verschwinden
Jeff Bezos gibt den Chefposten bei Amazon ab. Dennoch bleibt er dem Unternehmen treu. Der Fokus liegt aber auf anderen Projekten.
Das Wichtigste in Kürze
- Jeff Bezos tritt dieses Jahr als CEO bei Amazon zurück.
- Er will sich vermehrt um seine Stiftungen und anderen Firmen kümmern.
Chefwechsel bei Amazon. Gründer Jeff Bezos (57) gibt den Chefposten des Onlinehändlers dieses Jahr noch ab. Sein Nachfolger wird Andy Jassy, der aktuell das hochrentable Cloud-Geschäft des Konzerns leitet.
Amazon geht es prächtig. Während ein Grossteil der Weltwirtschaft unter der Corona-Krise leidet, konnte der Online-Gigant 2020 triumphieren. Letztes Jahr hat der Konzern 125 Milliarden Dollar umgesetzt und 7 Milliarden Gewinn gemacht. Damit wurden die Analysten-Erwartungen klar übertroffen.
Nicht mehr Chef, aber immer noch mächtig
In einem Brief an die Amazon-Belegschaft schreibt Bezos: «Es geht nicht darum, in Rente zu gehen. Ich hatte nie mehr Energie.» Der Internet-Vordenker bleibt dem Online-Giganten denn auch erhalten. Als geschäftsführender Vorsitzender des Verwaltungsrats dürfte Bezos weiterhin grossen Einfluss ausüben.
Jeff Bezos did not "quit". He is becoming the Executive Chair of the Amazon Board. He will be even more powerful while avoiding the media scrutiny.
— Robert Reich (@RBReich) February 2, 2021
More power. Less accountability.
Davon geht auch der bekannte Ökonom und Demokrat Robert Reich aus. Auf Twitter kommentiert er: «Jeff Bezos wird noch mehr Macht haben, aber gleichzeitig die Aufmerksamkeit der Medien vermeiden.»
Als zweitreichster Mensch der Welt mit einem Vermögen von 188 Milliarden US-Dollar ist Bezos eine kontroverse Figur. Sein Kunden-Fokus ist legendär, ebenfalls seine Abneigung gegenüber Gewerkschaften. Und Berichte über miese Arbeitsbedingungen bei Amazon gibt es immer wieder.
Jeff Bezos im Visier der Politik
Feinde hat sich der Tech-Milliardär auch in der Politik gemacht, nicht nur wegen seiner Steuerpraxis. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump schoss regelmässig gegen Bezos. Auch von der Biden-Regierung droht Ungemach, den auch den Demoraten sind mächtige Tech-Konzerne ein Dorn im Auge. Ermittlungen laufen bereits.
Mit Jassy an der Amazon-Spitze nimmt Bezos den Konzern etwas aus der Schusslinie. Auch wenn er aktuell die gewichtige Cloud-Sparte leitet, ist er doch der Öffentlichkeit unbekannt. Ihm dürfte es eher gelingen, die Wogen zu glätten, als der Reizfigur Bezos.
Stiftungen und Raumfahrt
Doch was macht der Tech-Milliardär jetzt? Bei Amazon will er sich auf neue Produkte und Initiativen fokussieren, wie er im Brief an seine Angestellten schreibt. Neben Amazon erwähnt Jeff Bezos noch vier weitere Projekte, auf die er sich jetzt konzentrieren wird: Blue Origin, den Bezos Earth Fund, den Day 1 Fund und die Zeitung Washington Post.
Mit Blue Origin will Bezos – wie die Milliardäre Elon Musk und Richard Branson ebenso – die Raumfahrt günstiger machen. Die Firma testet aktuell Raketen-Systeme, die erste Mission ist für 2024 geplant.
Der Bezos Earth Fund ist eine Stiftung, die Wissenschaftler, Aktivisten und Nonprofit-Organisationen unterstützt. Ziel ist es, den Klimawandel zu bekämpfen und die Umwelt zu schützen. Insgesamt 10 Milliarden Dollar will Bezos dafür aufwerfen.
Die zweite Stiftung des Amazon-Gründers, der Day 1 Fund, unterstützt Nonprofit-Organisationen, die armen obdachlose Familien helfen. Bezos hat die Organisation 2018 gegründet und bisher zwei Milliarden Dollar gesprochen.