Mitarbeiter von Amazon betreiben Imagepflege auf Twitter
Die Kritik an Amazon nimmt nicht ab. Der Konzern hat darum eigene Mitarbeiter als Botschafter, die ihren Arbeitgeber auf Twitter verteidigen und loben.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit einem Jahr twittern Amazon-Mitarbeiter im Auftrag ihres Arbeitgebers.
- Der Konzern will so darüber «aufklären», wie die Situation in den Lagerhäusern tatsächlich ist.
Die Arbeit bei Amazon im Lager ist hart. Immer wieder gerät der Online-Händler darum in die Schlagzeilen. Arbeiter klagen über einen massiven Druck. Laut einem Bericht pinkeln manche Lageristen in Flaschen, um nicht aufs WC gehen zu müssen – aus Angst, den Job zu verlieren.
Gewerkschaften bestreiken die Lagerhäuser des Online-Giganten immer wieder. Gerade in Europa legen regelmässig Mitarbeiter die Arbeit nieder.
Kritik an Amazon nimmt nicht ab
Zuletzt für Stimmung gegen Amazon gesorgt hat der Comedian John Oliver. In einem Beitrag kritisiert er die Geschäftspraktiken des Internet-Giganten scharf. Das Video registriert auf Youtube bis heute über 6,4 Millionen Aufrufe.
Weil die Kritik nicht verstummt, setzt sich der 232-Milliarden-Konzern zur Gegenwehr. Mehrere Mitarbeiter betätigen sich auf Twitter als Botschafter für Amazon. Im Gegenzug dazu kriegen sie einen Geschenkgutschein und einen Urlaubstag.
Die Accounts tragen alle "AmazonFC" im Namen. Der Erste ist gemäss Medienberichten seit einem Jahr online. Knapp über 50 Amazon-Twitterer gibt es, ein Teil davon schreibt auf Deutsch.
«Bin wunschlos glücklich»
FC mag nach Fussball klingen, steht aber für Fulfillment Center. Die Accounts haben alle recht wenig Follower sowie das Firmenlogo als Hintergrund. Und gemeinsam teilen sie offenbar auch eine grosse Liebe für den US-Konzern.
«Wir in Dortmund streiken zum Glück nicht, Dtm2 ist wunschlos glücklich», schreibt Yasemin, Amazon FC-Botschafter auf Twitter. Es war eine Antwort auf eine Streikankündigung einer Gewerkschaft.
Ähnlich wie ihr Firmenchef Jeff Bezos (Vermögen: 112 Milliarden Dollar) mögen auch die Amazon-Twitterer Gewerkschaften nicht sonderlich. Bei einer Debatte über Arbeitsbedingungen beim Tech-Giganten schreibt Janet, AmazonFC-Ambassador: «Gewerkschaften sind Diebe.»
Teilweise werden die Amazon-Influencer persönlich. Via Twitter schrieb ein Ex-Mitarbeiter, dass die Arbeit bei Amazon seine Depression verstärkt habe.
Worauf Hannah - Amazon-Ambassador - antwortete: «Auch ich leide unter Depressionen und wollte an einem Punkt bei Amazon kündigen.» Dann haben sie aber realisiert, dass sie und nicht Amazon das Problem sei.
Gegenüber der «New York Times» erklärte eine Amazon-Sprecherin: «FC Botschafter sind Angestellte, die Fakten anhand persönlicher Erfahrungen teilen.» Es sei für Amazon wichtig, die Öffentlichkeit über das «tatsächliche Umfeld in den Lagerhäusern aufzuklären.»
Auf Twitter wirbt der Konzern für Lagerhäuser-Touren. Unter einem dieser Posts antwortete ein Nutzer: «Das macht Nordkorea auch.»