Kritik von Ricky Gervais: Beutet Apple in China Angestellte aus?
Das Wichtigste in Kürze
- Ricky Gervais bezeichnete chinesische Apple-Zulieferer als «Ausbeuter-Fabriken»
- Der Konzern überprüft regelmässig, ob sich Zulieferer an Arbeitsrichtlinien halt.
- Bei einer Untersuchung von Brot für alle schneidet Apple besser ab als die Konkurrenz.
Wo andere Comedians kuschen, blüht Ricky Gervais richtig auf. Dies hat der britische Komiker während den Golden Globe Awards erneut bewiesen.
Schamlos zog er über Hollywood und die Streaming-Dienste her. Seine Pointen liessen manchen Zuschauer sprachlos.
Ein Witz zielte auf Apple. Der Tech-Konzern hat letztes Jahr einen Streaming-Dienst mit eigenen Inhalten lanciert. Darunter die «The Morning Show» mit Jennifer Aniston und Reese Witherspoon.
«Ein grossartiges Drama darüber, das richtige zu tun», kommentiert Greavis. Und ergänzt: «Produziert von einem Unternehmen, dass Ausbeuter-Fabriken in China betreibt.» Verlegenes Lachen.
Apple von China abhängig
Der Komiker trifft einen wunden Punkt. Rund die Hälfte der Zulieferer des iPhone-Herstellers sind in der Volksrepublik angesiedelt. Das Unternehmen produziert auch in anderen Ländern, etwa den USA, Indien und Brasilien. Doch die grossen Fabriken stehen in China.
Diese sorgen immer wieder für Kritik. So machte vor vier Jahren ein Bericht eines Studenten Schlagzeilen. Der junge Chinese schuftete über den Sommer im Auftrag einer Nichtregierungsorganisation beim Apple-Zulieferer Pegatron.
Der Job war stressig und monoton. Der Student musste einen ganzen Tag lang eine Schraube in ein iPhone-Gehäuse drehen. 1800 Stück am Tag. Pro Gerät hatte er dafür 23 Sekunden Zeit.
Weil sein Stuhl keine Lehne hatte, hatte er schnell Schmerzen. «Am Ende des Tages konnte ich meinen Oberkörper kaum noch aufrecht halten», erklärte er dem «Spiegel» später.
Zulieferer werden untersucht
Um Kritikern Wind aus den Segeln zu nehmen, veröffentlicht Apple seit über einem Jahrzehnt regelmässig Berichte zur Verantwortung der Zulieferer. Überprüft wird, ob sich die Firmen an von Apple vorgegebene Richtlichtlinien halten.
Diese verlangen etwa, dass Arbeiter keine 60-Stunden-Wochen schieben müssen. Gemäss Apple schuften Angestellte bei den Zulieferern über zehn Stunden pro Woche weniger als die Höchstzeit.
Glaubt man dem jüngsten Bericht, werden die Arbeitszeit-Anforderungen in 96 Prozent der Fälle erfüllt. Dieser Wert ist in den letzten Jahren gestiegen.
Ganze Branche betroffen
Das Problem mit den Arbeitsbedingungen trifft die ganze Tech-Branche. Zu den Kunden von Zulieferer Pegatron – dort wo der Student iPhones zusammenschraubte – gehören Acer, Dell, Fujitsu, Intel, Microsoft, Nokia und Sony. Und bei Foxconn, wo vor zehn Jahren eine Welle von Suiziden von Fabrikarbeitern für Empörung sorgten, werden heute unter anderem Kindle- und Alexa-Geräte für Amazon produziert.
Im Vergleich zur Konkurrenz steht Apple gut da. Im jüngsten Markenrating von Brot für alle und Fastenopfer belegte der iPhone-Hersteller – gemeinsam mit HP und Dell – den ersten Platz. Die Hilfswerke beurteilen das Engagement der drei Konzerne bezüglich Arbeitsbedingungen allerdings nur als «mittelmässig».
Die deutliche Mehrheit der untersuchten Firmen kriegten für ihre Arbeitsbedingungen in den Fabriken ein «ungenügend». Darunter die Smartphone-Giganten Samsung und Huawei.
Kleine Firma als Vorbild
Dass es anders geht, zeigt das niederländische Unternehmen Fairphone. Ein kleiner Player, mit verhältnismässig bescheidenem Absatz. Der grosse Unterschied: Statt Gewinn stehen ethische Werte im Vordergrund.
Die Hilfswerke sehen hier ein Modell für die Zukunft. In der Marke-Untersuchung schreiben sie: «Fairphone kann im Umgang mit Arbeitsrechten und Konfliktrohstoffen in der Lieferkette als best practice gelten und zukunftsweisende Wege für die Industrie aufzeigen.»