Migros, Coop & Co.: Minderjährige können online Alkohol kaufen
Über Schweizer Onlineshops kommen Jugendliche ohne Weiteres an Alkohol. Für das Blaue Kreuz ein Schock. Deshalb fordert es Migros, Coop & Co. zum Handeln auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Onlineshop von Migros & Coop können auch Jugendliche Alkohol kaufen.
- Nun wollen die beiden Detailhändler ihre Altersverifikation verschärfen.
In der Schweiz ist der Verkauf von Alkohol an Jugendliche strengstens verboten. Insbesondere Spirituosen und Alcopops dürfen nicht an Minderjährige verkauft werden. Wirklich wasserdicht ist das nationale Alkoholverbot allerdings nicht – im Gegenteil.
Ein gross angelegter Test des Blauen Kreuzes hat ergeben, dass Jugendliche gerade im Onlinehandel ohne weiteres an Alkohol kommen. So haben 25 Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren während 2,5 Monate versucht, im Internet Bier, Wein oder Spirituosen einzukaufen.
Das Ergebnis: Bei über 80 Prozent der Bestellungen lieferten die Händler. Die Pakete wurden den Minderjährigen sogar persönlich überreicht, in der Regel bei ihnen zu Hause. Einzige Bedingung für den erfolgreichen Einkauf: Sie mussten bestätigten, dass sie über 18 Jahren alt sind.
Migros & Coop verschärfen Altersverifikation
Urs Ambauen, Geschäftsleiter des Blauen Kreuzes im Kanton Zürich, zeigt sich gegenüber dem «Beobachter» schockiert: «Offensichtlich ist im Onlinehandel eine Art rechtsfreier Raum entstanden. Die Gesetze zum Jugendschutz werden mit einer simplen Falschangabe zum Alter ausgehebelt.»
Und die Onlinehändler? Selbst sie sind über die Ergebnisse überrascht. «Das Resultat der Tests widerspricht klar unseren Bestimmungen. Wir nehmen den Jugendschutz sehr ernst und planen darum, ein neues Verfahren zur Altersverifikation einzuführen», sagt Coop-Mediensprecher Kevin Blättler.
Dem schliesst sich auch Migros an: «Wir arbeiten an einem Altersverifizierungssystem, das die Prüfung der Identitätskarte für Alkoholkäufe vorsieht», sagt Sprecher Patrick Stöpper. Als Übergangslösung sollen nur Käufe mit verifizierten Kreditkarten und individuellen Altersabfragen möglich sein.
Digitec Galaxus weist Minderjährige ab
Doch längst nicht bei allen Onlinehändlern funktionierte der Alkoholeinkauf – im Gegenteil. Bei Digitec Galaxus etwa sind sämtliche Einkäufe gescheitert. Der Grund: Registrierte Kunden werden einmalig aufgefordert, bestimmte Zahlen von der Rückseite ihrer ID oder aus ihrem Pass einzugeben.
«Dieses System hat sich bewährt. Für Kundinnen und Kunden mit Schweizer Identitätskarte und Schweizer Pass ist der Prozess voll automatisiert, sie können den Kauf sofort abschliessen», so Sprecher Stephan Kurmann. Andere Ausweise müssten noch manuell erfasst werden, was maximal zwei Arbeitstage dauere.
Für das Blaue Kreuz ist Digitec Galaxus der Beleg, dass funktionierende Alterskontrollen längst existieren. «Wir sehen keinen Grund, dass sie nicht in allen Shops mit nicht jugendfreien Produkten eingesetzt werden», beschwert sich Nadja Klein, Leiterin der Testkäufe.