Privatdetektiv beurteilt Beschattungsaffäre der Credit Suisse
Ein Privatdetektiv glaubt, dass die Credit Suisse den wahren Grund für die Beschattung ihrer Manager verschweigt. Die Ausführung sei zudem zum «Fremdschämen».
Das Wichtigste in Kürze
- Im Beschattungs-Skandal der Credit Suisse kommen immer mehr Details ans Licht.
- Privatdetektiv Erich Wunderli schämt sich ab der Vorgehensweise der Beschatter fremd.
- Er glaubt ausserdem, die CS verschweige den wahren Grund für die Observation.
Beim Beschattungs-Skandal um die Credit Suisse kommen immer mehr Details ans Licht. So hat die CS nicht nur ihren Top-Manager Iqbal Khan observiert, sondern auch den ehemalige Personalchefs Peter Goerke. Am Montag hat die Bank nun erstmals offiziell die Beschattungs-Affäre bestätigt.
Ein Zürcher Privatdetektiv kritisiert die Vorgehensweise der Beschatter scharf. Er glaubt zudem, dass die Grossbank den wahren Grund für die Beschattung verschweigt.
Vorgehen der Beschatter ist «Nestbeschmutzung»
Erich Wunderli ist Privatdetektiv im Grossraum Zürich. Die Detektei Wunderli operiert seit 1985 und bildet auch selber Privatdetektive aus. Für ihn ist klar: «Die ganze CS-Geschichte wäre ein Beispiel dafür, wie wir unseren Schüler beibringen würden, NICHT zu operieren.»
Wunderli glaubt, dass die Köpfe hinter der Operation zu viele B-Krimis im Fernsehen geschaut hätten. «Meine erste Reaktion war ein Fremdschämen. So etwas ist Nestbeschmutzung. Das Vorgehen dieser Detektive war absolut unseriös und komplett falsch.»
«Fast sicher, dass es um etwas anderes ging»
Grundsätzlich glaubt der Privatdetektiv, dass die Credit Suisse «Wesentliches verschweigt, was die Gründe für die Beschattung angeht». Denn: «Ob ein Mitarbeiter Daten weitergibt oder Kunden versucht abzuwerben, kann man doch nicht mit einer klassischen Observation herausfinden. Solche Vorgänge finden am Telefon oder per E-Mail statt.»
Dafür habe die CS einen internen Sicherheitsdienst. «Ich bin mir fast sicher, dass es bei der Beschattung um etwas anderes ging.» Spekulieren über den wahren Grund möchte der Detektiv jedoch nicht.
Auftrag dieser Grössenordnung erfordert Fingerspitzengefühl
Für einen derartigen Grossauftrag brauche man mindestens sechs bis zwölf Detektive. Diese sollten möglichst unauffällig sein. Dass drei tätowierte Muskelprotze in einem Mietwagen direkt hinter der Zielperson herfahren, kann er kaum glauben. «Das tönt, als hätte man drei Typen auf der Strasse aufgelesen und gefragt ‹Hey, wollt ihr auf aufregende Art etwas dazu verdienen?› »
Stattdessen erfordere ein derartiger Auftrag eine Rotation von Verfolgern und viel Fingerspitzengefühl. «Jeder Detektiv darf nur einen kurzen Abschnitt der Strecke übernehmen. Grundsätzlich sind Frauen bei Observationen in Autos viel weniger auffällig als Männer. Auf keinen Fall würden wir einen Mietwagen verwenden», so Wunderli.
Auch als Khan seine Beschatter konfrontierte, hätten diese denkbar schlecht reagiert. «Fliegt man auf, hat man immer eine zuvor erfundene Geschichte parat, um sich zu erklären.» Dass die Detektive versucht haben, an Khans Handy zu kommen und die Situation eskalieren liessen, bis die Polizei kam, sei dilettantisch.
Polizei ist ein Verbündeter
Sowieso sei die Polizei ein Verbündeter und kein Gegner. «Wir stehen stets in engem Kontakt mit der Polizei. Wir haben eine direkte Telefonnummer welche wir anrufen, sobald wird im Zuge unserer Ermittlungen eine Straftat beobachten.»