Donald Trump nach Börsencrash: «Es gibt keine Inflation»
Die Zölle von Donald Trump lassen die Kurse weltweit sinken. Der Schweizer Leitindex SMI ist am Montagmorgen im Minus, der US-Präsident hat Freude.

Das Wichtigste in Kürze
- Der SMI startet mit einem Minus von 6,9 Prozent in die Woche.
- Gewisse Firmentitel verloren fast zwei Drittel ihres Werts.
- US-Präsident Donald Trump feiert sich auf seiner Plattform.
Die Schweizer Aktienbörse ist am Montag zum Handelsstart regelrecht abgestürzt. Der Gesamtmarkt SMI verlor rund 6,9 Prozent.
Die Panikreaktion auf die jüngste US-Zollflut vom «Liberation Day» setzte sich damit zu Beginn der neuen Woche fort. In Asien sackten die wichtigsten Indizes deutlich ab, und auch in New York stehen die Zeichen auf weitere Verluste.
Donald Trump: «Preise sind runter»
Donald Trump macht der Börsencrash keine Sorgen. Der US-Präsident feiert sich am Mittag Schweizer Zeit auf seiner Plattform Truth Social und sieht Erfolge: «Die Ölpreise sind gesunken, die Zinssätze sind gesunken, die Lebensmittelpreise sind gesunken, es gibt keine Inflation», so Trump.

Die «lange missbrauchten USA» würden wöchentlich Milliarden von Dollar von den «ausnutzenden Ländern» einnehmen. Und das, obwohl China die Zölle auf US-Produkte um 34 Prozent erhöht habe.
Angst vor Rezession
In der vergangenen Woche hatte der SMI bereits mehr als neun Prozent verloren. Es war die schlimmste Woche seit dem Corona-Crash im März 2020. Alleine am Freitag summierten sich die Verluste auf über 5 Prozent. Das noch vor kurzem zweistellige Kursplus seit Jahresanfang war damit praktisch ausradiert.
Nun dürfte es einem klaren Minus weichen. Grund dafür ist die Sorge, dass wegen des Zollstreits die Inflation steigen und die Wirtschaft in eine Rezession stürzen könnte.
Der Trend «raus aus Aktie und rein in Staatsanleihen» dürfte wohl anhalten. «Ruhe bewahren und Bonds kaufen», lautet das Motto, wie die Onlinebank Swissquote kommentiert. Derweil sind unternehmensspezifische Impulse nach Abschluss der Bilanzsaison Mangelware.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) ist am Montag um rund 10 Prozent auf 18'489 Punkte abgestürzt. Auch der britische FTSE 100 startet mit einem Minus. Für die US-Aktien werden Verluste zwischen 3 und 5 Prozent erwartet.
Rabenschwarzer Montag
Gewisse Schweizer Firmentitel verloren heute fast zwei Drittel ihres Werts. Die grössten Einbussen bei den Grossunternehmen gab es bei neben dem Personalvermittler Adecco bei den Finanzwerten Partners Group, UBS und Julius Bär, die zwischen acht und neun Prozent einbrachen. Swiss-Life-Papiere sackten um fast 7 Prozent ab – damit war der Jahresgewinn fast ausradiert.
Auf der anderen Seite schlugen sich Aktien mit einem defensiven Anstrich wie Lindt & Sprüngli (-2,8 Prozent), Swisscom (-3,8 Prozent) sowie die zuletzt schon stark gefallenen Sonova (-5,3 Prozent) etwas besser.

Auch die Luxusgütertitel Richemont (-8,9 Prozent) und Swatch (-6,9 Prozent) konnten sich den Verkaufswellen nicht entziehen. Gleiches galt für die Schwergewichte Nestlé (-5,7 Prozent), Novartis (-5,4 Prozent) und Roche GS (-6,7 Prozent)
Der Leitindex SMI büsste gegen 9.55 Uhr 6,4 Prozent oder gegen 780 Punkte ein auf 10'896 Punkte ein. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sackte um 6,5 Prozent ab und der breite SPI um 6,8 Prozent. Sämtliche 30 SLI-Werte standen tief im Minus.
Irrtümliche Transaktionen im Handelstrubel zeigen falsches Bild
Die allgemeine Panik an den Aktienmärkten hat zu Handelsbeginn zu grosser Verwirrung bei vielen Marktteilnehmern in der Schweiz gesorgt. So zeigten die offensichtlich etwas überforderten Kurssysteme der Schweizer Börse SIX bei diversen gehandelten Aktien Abschläge in einer kaum vorstellbaren Grössenordnung.
Bei der Vermögensverwaltungsbank EFG International etwa zeigte das System ein Minus von rund 65 Prozent als ersten Kurs, bei der Onlinebank Swissquote war es ein Minus von 62 Prozent. Das waren aber ganz offensichtlich sogenannte Mistrades, also Transaktionen mit fehlerhaften Kursen.
Die entsprechenden Transaktionen wurden von der SIX denn auch schnell als ungültig erklärt. Mittlerweile hat sich das Bild denn auch wieder einigermassen normalisiert. Die Kursrückgänge bei EFG, Swissquote und einigen anderen Titeln sind zwar weiterhin gross, aber doch in etwa so, wie es im aktuellen Umfeld zu erwarten ist.
EFG notierte um 10.45 Uhr bei -9,5 Prozent auf 10.32 Franken, Swissquote bei -6,0 Prozent auf 321.60 Franken. EFG dürfte grundsätzlich unter der Eintrübung des Börsenumfeldes leiden, sagten Marktbeobachter. Bei Swissquote dürfte auch das Minus bei den Kryptowährungen noch mitspielen.
Asien im Tief
Die Börsen in China reagierten am Montag ebenfalls mit stark fallenden Kursen. Der Shanghai Composite Index bricht um mehr als sechs, der Hongkonger Hang Seng Index gar um über zehn und der japanische Nikkei um fast sieben Prozent ein. Die Börsen in China waren am Freitag allerdings wegen eines Feiertags geschlossen. Damit könnte ein Teil des dortigen Einbruchs auch noch ein gewisses Nachholen bedeuten, meint ein Händler.

In der Vorwoche hatte Trump starke Zollerhöhungen angekündigt. Das Ausmass des Rundumschlags überforderte die Märkte schlichtweg – die erste Verkaufswelle am Donnerstag über den grossen Teich. Am Freitag dann meldete sich Peking zu Wort und verhängte Zölle auf Waren aus den USA in Höhe von 34 Prozent.