UBS: Laut Umfrage Kaufkraftverlust trotz Lohnerhöhungen
Eigentlich sind fast in jeder Branche Lohnerhöhungen geplant. Trotzdem ist ein Verlust der Kaufkraft zu erwarten.
Das Wichtigste in Kürze
- Verschiedene Branchen planen Lohnerhöhungen.
- Diese vermögen jedoch nicht, die Inflation zu kompensieren.
- Der Reallohn-Verlust liegt dadurch bei 1,8 Prozent.
Schweizer Firmen planen für 2023 eine verhältnismässig grosse Lohnerhöhung. Ein grosser Teil berücksichtigt die aktuelle Inflationsentwicklung. Doch die Teuerung führt dennoch zu einem rekordhohen Reallon-Verlist.
Im Durchschnitt planen Schweizer Unternehmen für 2023 die Nominallöhne um 2,2 Prozent zu erhöhen.
Das wäre der höchste Anstieg seit knapp 15 Jahren, schreibt die UBS in ihrer am Dienstag veröffentlichten Lohnumfrage.
Die Erhöhung zieht sich breit durch alle Branchen. Besonders stark (um je 3%) dürften die Löhne im kommenden Jahr im Grosshandel, der Uhren- und Schmuckindustrie sowie im IT-Bereich steigen. Schwächere Lohnerhöhungen dürfte es in Branchen wie der Metall- und Textilindustrie geben. Die UBS erklärt, dass diese den steigenden Energiepreisen gegenüber überdurchschnittlich ausgesetzt seien.
Derweil werde 2023 gemäss der Umfrage auch die Medienbranche zu den Schlusslichtern zählen. Mit einem geplanten Anstieg von 2 Prozent falle der Lohnanstieg aber auch noch für die hinteren Plätze robust aus.
Durch die aktuell hohe Inflation dürften Arbeitnehmende derweil im laufenden Jahr 2022 einen deutlichen Kaufkraftverlust erleiden, schreiben die Experten weiter. Unter Einbezug der Inflationserwartung von 2,9 Prozent für dieses Jahr ergebe sich mit einem durchschnittlichen Nominallohnanstieg um lediglich 1,1 Prozent ein Reallohn-Verlust von 1,8 Prozent. Das entspreche dem stärksten Rückgang seit 1942.
Im kommenden Jahr dürfte die Inflation dann auf 2,1 Prozent zurückgehen. Dies führe dann mit den erwarteten Lohnerhöhungen aber lediglich zu einer Stagnation der Reallöhne und dürfte den Kaufkraftverlust aus dem aktuellen Jahr nicht kompensieren. Längerfristig ist laut UBS aber aufgrund des zunehmenden Arbeitskräftemangels wieder mit Steigerungen der Reallöhne zu rechnen.
Die Inflation wird nur von einer Minderheit vollständig ausgeglichen
Rund drei von vier befragten Unternehmen nehmen den von Arbeitnehmenden erwarteten Teuerungsausgleich im Rahmen der diesjährigen Lohnrunde tatsächlich vor, heisst es weiter in der Studie. Allerdings gleiche nur eine Minderheit die Inflation vollständig aus. Dies deute einerseits darauf hin, dass Schweizer Unternehmen überwiegend mit einer Inflationsberuhigung rechnen.
Andererseits lasse sich diese Zurückhaltung bei den Lohnabschlüssen mit dem schlechteren Wirtschaftsausblick der Unternehmen erklären. Denn neben steigenden Energiepreisen und allgemein höherem Kostendruck werde auch eine nachlassende Nachfrage beklagt, so die UBS. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen erwarte eine Stagnation der Schweizer Wirtschaft, knapp jede dritte Firma rechne für 2023 gar mit einer Rezession.
Die UBS selbst erwartet keine schwere Rezession, da die Haushalte einerseits teilweise auf in der Coronakrise gebildete Ersparnisse zurückgreifen können und andererseits der robuste Arbeitsmarkt der Wirtschaft den Rücken stärke. Dennoch senkt die Bank ihre aktuelle BIP-Prognose für 2022 auf 2,1 Prozent von zuletzt 2,4 Prozent. Für 2023 geht sie nur noch von einem mageren Wachstum um 0,4 Prozent nach zuletzt 0,6 Prozent aus.
UBS erwartet deutlichen Rückgang der Inflation
Da die geplanten Lohnanstiege 2023 deutlich unter der aktuellen Inflationsrate liegen, sei immerhin die gefürchtete Lohn-Preis-Spirale unwahrscheinlich. Und die Abschwächung der Konjunktur dürfte es den Unternehmen erschweren, die höheren Kosten vollständig über Preiserhöhungen weiterzugeben.
Damit dürfte der inländische Inflationsdruck verhalten bleiben. Auch wegen der erwarteten Stabilisierung der Energiepreise im nächsten Jahr und einer Unterstützung durch die Zinserhöhungen der SNB bis auf 1,5 Prozent im März 2023 erwartet die UBS einen deutlichen Rückgang der Inflation im kommenden Jahr.