Umstrittene Arbeits-Methoden bei Amazon

Michael Bolzli
Michael Bolzli

USA,

Bei Amazon gibt es unkonventionelle Mittel, um die Produktivität zu steigern. Einige davon sind hoch umstritten.

Amazon-Chef und -Gründer Jeff Bezos spricht im Weissen Haus.
Amazon-Chef und -Gründer Jeff Bezos spricht im Weissen Haus. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Amazon beginnen Sitzungen erst nach 30 Minuten des Schweigens.
  • Im Lager klagen Angestellte über hohen Druck.

Jeff Bezos tickt anders als andere Firmenchefs. Das zeigt sich etwa an den Sitzungen. Beim Online-Versandhändler, der sich mittlerweile zu einem der grössten Tech-Konzerne der Welt gemausert hat, gilt an Sitzungen nämlich der sogenannte Silent Start. 

Heisst: Bevor die Diskussionen beginnen, haben alle Teilnehmer 30 Minuten Zeit, die Unterlagen zu studieren und sich Notizen zu machen. Amazon erhofft sich daraus, dass die Sitzung dann fokussierter abläuft. Auch ein Vorteil: Die Sitzungsteilnehmer beeinflussen sich, anders als beim Brainstorming, nicht gegenseitig.

Andere Techniken bei Amazon sind mehr umstritten. So etwa, dass der Tech-Gigant seine Angestellte vor ein internes «Gericht» stellt. Betroffen sind Mitarbeiter, mit deren Leistung das Unternehmen nicht zufrieden ist. 

Chef ist der «Ankläger»

Statt sie auf die Strasse zu stellen, erhalten sie die Möglichkeit, vor einem internen Ausschuss sich zu rechtfertigen. «Ankläger» ist der Vorgesetzte, als «Geschworene» dienen Arbeitskollegen. In der Regel verlieren die Mitarbeiter.

Im Lager arbeiten Amazon-Mitarbeiter mit Zielvorgaben. Und die sind offenbar extrem hoch. Bei einer Umfrage in Grossbritannien gaben 74 Prozent der Lageristen an, die Toilette zu meiden, um die Ziele des Konzerns erfüllen zu können. Amazon verlangt etwa, dass die Mitarbeiter pro Stunde 120 Produkte verpacken.

Laut einem Bericht der «New York Times» bezeichnen Angestellte den Konzern als sektenartig. Der Druck sei auch ausserhalb der Lager immens. Mitarbeiter können sich über ein Feedbacksystem gegenseitig beim Chef anschwärzen. «Fast jeder, mit dem ich bei Amazon gearbeitet habe, sah ich am Schreibtisch weinen», sagt ein Ex-Mitarbeiter im Bericht. Amazon weisst jegliche Kritik von sich.

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