Was für eine schlechte Woche für gutes Autodesign
Jedes Kind weiss: Design ist Geschmackssache. Doch Tesla und Ford schiessen mit ihren jüngsten Würfen den Vogel ab. Eine nicht ganz ernst gemeinte Analyse.
Das Wichtigste in Kürze
- Ford hat den Mustang Mach-E präsentiert. Es ist kein Sportwagen, sondern ein SUV.
- Tesla hat den Cybertruck vorgestellt, ein Pickup mit Science-Fiction-Design.
Den Ford Mustang als Legende zu bezeichnen, ist eine Untertreibung. Seit Jahrzehnten lässt das Sportcoupé die Herzen von Autofans höherschlagen. Die Hauptargumente: Zeitloses Design und kräftige Motoren.
Filmemacher haben dem Mustang zum Legendenstatus verholfen. Unvergessen die Auftritte in «Bullitt» (1969) oder «Nur noch 60 Sekunden» (1974, Remake 2000). Der Mustang war gar der Blueprint für eine Fahrzeugklasse: Die Pony-Cars.
Diese Woche hat Ford einen E-Mustang präsentiert. Das ist zeitgemäss in. Leider kommt der Mach-E auch zeitgemäss daher.
Zur Abwechslung wieder ein Elektro-SUV
Er ist kein schnittiges Coupé, sondern ein langweiliges Elektro-SUV. Schon klar: Der Markt will SUV, auch mit E-Motor. Doch war es wirklich nötig, den sagenumwobenen Mustang-Brand mit einem SUV zu verhunzen? Kaum. Ford hätte dem Dickschiff einen beliebigen Namen geben können.
Charakter hat der Mustang Mach-E nicht. Würde man den Badge entfernen, ginge der Ami glatt als Koreaner durch. Mit ein paar Design-Elementen wird zwar versucht, an die Sportwagen-Ikone zu erinnern. Doch das bringt nichts. Dem Mach-E fehlen jegliche Mustang-Gene.
Apropos Gene: Während man beim Mach-E mit gutem Willen und viel Fantasie noch eine Verwandtschaft zu seinen Brüdern feststellen kann, ist dies beim Cybertruck nicht der Fall. Der jüngste Wurf von Tesla sieht aus, als wäre er die Zukunftsvision eines Filmemachers der 80er-Jahren.
Tesla wüsste, was gut aussieht
Dabei kann Tesla doch von sich behaupten, das Elektroauto sexy gemacht zu haben. Als das Model S präsentiert wurde, weckte es weltweit Begehrlichkeit. Und wurde zum Verkaufsschlager.
Wäre die Tesla-Limousine nicht so schick gewesen, würde heute niemand Elektroautos fahren. Dafür muss man Elon Musk danken, Nau hat das hier schon gemacht.
Seither hat der US-Autobauer konsequent eine Formsprache verfolgt. Selbst das dicke Model X kommt schnittig und deutlich erkennbar als Tesla daher.
Der Cybertruck passt hier nicht rein. Statt weiche Rundungen setzt Tesla beim Pickup-Truck auf Ecken und Kanten. Und treibt es auf die Spitze. Man könnte meinen, Oberstufenschüler hätten das Design im Geometrie-Unterricht entworfen.
Wer soll den kaufen?
Gewiss wird ein Arbeitstier nicht an seinem Aussehen beurteilt. Auch der beliebte Ford F150 ist keine Augenweide. Es zählen andere Werte: Zuladung, Robustheit und Zuverlässigkeit.
Doch das Design des Cybertruck ist so gewagt, dass viele Büezer von einem Kauf abschrecken dürften. Wer will schon mit einem Vehikel beim Kunden aufkreuzen, das aussieht, als ob Krieg ausgebrochen wäre?
So bleibt nur die Zielgruppe, welche schon der Militär-Geländewagen Hummer hatte: Menschen, die glauben, unbedingt auffallen zu müssen.