Adrian Gill aus Wallisellen im Lockdown-Interview
Adrian Gill wurde von Tanisha Jesseau fürs Lockdown-Interview-Domino nominiert.
Adrian Gill ist der nächste Gast in der Interview-Kette rund um den Lockdown in der Region Dübendorf. Der 43-jährige Vermesser lebt seit fünf Jahren in Wallisellen.
Nau.ch: Wie hast du die Ausnahmesituation bisher erlebt?
Adrian Gill: Mein Arbeitsalltag ist fast wie normal, weil ich in der Baubranche tätig bin. Da ich meist wie gewöhnlich aus dem Haus bin, bleibt die zusätzliche Arbeit mit den Kindern an meiner Frau hängen, die jetzt im Homeoffice ist. Um sie etwas zu entlasten, habe ich zwei Wochen Ferien genommen. Wir sind froh, wenn die Kinder wieder zur Schule gehen dürfen, gleichzeitig geniessen wir es auch, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen.
Nau.ch: Welche Auswirkungen spürst du in deiner Region besonders?
Kleine Geschäfte, Restaurants und Selbständige sind am meisten betroffen. Ich hoffe, dass sie die Corona-Krise überleben werden, aber es wird für viele sicher schwierig. Manchmal gehen wir in Wallisellen Essen holen oder lassen es uns liefern, um Restaurants zu unterstützen.
Nau.ch: Was vermisst du am meisten?
Ins Restaurant zu gehen sowie Kollegen und Familie zu besuchen. Ich wäre Ende März mit meinen Kindern für einen Monat nach Neuseeland geflogen, wo ich herkomme. Für die Kinder und ihre Grosseltern, die sich bereits vier Jahre nicht mehr gesehen haben, war es eine sehr grosse Enttäuschung, dass wir die Reise absagen mussten.
Nau.ch: Dein Tipp für einen guten Alltag im Lockdown.
Sport machen, aber den 2 Meter Abstand nicht vergessen. Neue Dinge ausprobieren, zum Beispiel beschäftige ich mich jetzt in der Freizeit mit Fotografie und Video-Editing, dafür mache ich Onlinekurse. In der Familie ist Toleranz nun besonders wichtig und dass wir Geduld füreinander haben – das gelingt uns natürlich nicht immer. Man sollte versuchen, sich nicht allzu sehr über das zu ärgern, was man nicht ändern kann, und kleinere Dinge geniessen.
Nau.ch: Wird sich die Gesellschaft jetzt verändern?
Sigmund Freud hat geschrieben: «Eines Tages, zurückblickend auf die Jahre, wo du gekämpft hast, werden sie dir wie die schönsten vorkommen.» Ich glaube, die Gesellschaft ist hart getroffen worden, und es wird Zeit brauchen, bis wir wieder zur Normalität zurückkehren. Hoffentlich können wir einige Erfahrungen mitnehmen, beispielsweise, dass Homeoffice möglich ist, oder dass man nicht immer gestresst sein muss und Dinge auch langsamer angehen und doch fast ebenso viel erreichen kann. Wir sind wie eine grosse Familie und es braucht eine Ausnahmesituation wie das Coronavirus, damit wir zusammenstehen und damit stärker sind.