Im Botanischen Garten St.Gallen blüht die Agave
Wie die Stadt St.Gallen berichtet, ist im Tropenhaus die blühende Agave potatorum zu sehen. Sie erreicht damit den finalen Höhepunkt ihres Pflanzenlebens.
Die neuweltliche Gattung der Agaven umfasst knapp 300 Arten. Rund zwei Drittel davon kommen in Mexiko vor, gut die Hälfte ausschliesslich dort. Alle Vertreter zeigen dasselbe eigentümliche Blühverhalten.
Während Jahren besteht der Pflanzenkörper lediglich aus einer Rosette fleischiger, Wasser speichernder Blätter, die sich aus ihrem Zentrum heraus laufend erneuert.
Dort bilden sich ständig neue Blattorgane, welche ihre Vorgänger nach aussen abdrängen.
Entwicklung der Blütenrispe
Mit der Bildung des Blütenstandes durchbricht die Pflanze ihr bis zu diesem Zeitpunkt überschaubar einfaches Bauprinzip und tritt in ihren letzten Lebensabschnitt ein.
Die Entwicklung der riesigen Blütenrispe zehrt die Reserven der Pflanze auf, und sie stirbt ab.
Ihr Fortbestand ist nur gesichert, wenn es ihr gelingt, sich durch Samen auszubreiten oder über Ableger zu vermehren.
Für die stattliche Agave potatorum im Tropenhaus stehen die Dinge nicht zum Besten. Diese Agavenart bringt bei guten Wachstumsbedingungen keine Ableger hervor.
Selbstbestäubung nicht möglich
Ausserdem lässt Agave potatorum Selbstbestäubung nicht zu. Damit sich Samen bilden könnten, müssten die Blüten mit dem Pollen eines anderen Agave-potatorum-Individuums bestäubt werden.
Dieses steht aber im Botanischen Garten nicht zur Verfügung. In ihrem natürlichen Lebensraum in den Trockengebieten Mexikos zwischen den Städten Puebla und Oaxaca übernehmen vor allem Fledermäuse die Bestäubungsarbeit.
Mit Agaven wird Schnaps hergestellt
Daneben sind Kolibris, Honigbienen, Hummeln und verschieden Bremsenarten als Bestäuber nachgewiesen.
In Mexiko werden verschieden Agavenarten seit jeher für die Herstellung des Agaven-Schnapses Mezcal verwendet.
Am bekanntesten dürfte der Tequila sein, für welchen ausschliesslich Agave tequilana genutzt wird.
Agave potatorum ist die Grundlage für die Produktion anderer Mezcal-Sorten.
Genetische Verarmung der Pflanze
Darauf nimmt der wissenschaftliche Artname Bezug (lateinisch potator: der Zecher, Säufer).
Die Schnapsherstellung ist eine ausgesprochen destruktive Nutzungsform, welche keine Rücksicht auf die Fortpflanzungsbiologie der Agave nimmt.
Genutzte Rosetten kommen nicht zur Blüte und damit auch nicht zur Vermehrung über Samen.
Somit unterbleibt der genetische Austausch, was über Jahre zu einer genetischen Verarmung führt.
Wildbestände sind rückläufig
Die Wildbestände diverser Agavenarten in Mexiko sind rückläufig, und Agave potatorum steht auf der Roten Liste.
Wer Agaven wirklich liebt, verzichtet deshalb auf Tequila und Mezcal und bewundert stattdessen die spektakulären Blütenstände im Tropenhaus.