Affen und Menschen im preisgekrönten «Tatort» aus Zürich
Zürcher «Tatort»-Krimi «Von Affen und Menschen» sorgt für Spannung und viele Morde.
«Scheissmond» – mit diesem Ausruf beginnt der Schweizer «Tatort», in dem viel gemordet und viel gegähnt wird. Das hat aber so gar nichts mit Langeweile zu tun, im Gegenteil. Ein Schimpanse, ein Tierpfleger, ein Tunichtgut und seine Ehefrau: In Zürich wird es beim «Tatort»-Krimi «Von Affen und Menschen» an diesem Sonntag (SRF 20.05) richtig blutig.
Dass das Morden besonders spannend verknüpft wird, ist schon verbrieft. Die Folge hat im März schon vor der Ausstrahlung den Sonderpreis Drehbuch bei den deutschen Fernsehkrimipreisen gewonnen. «Skurril und grotesk aber zu keinem Zeitpunkt abgehoben», hiess es in der Würdigung.
Mondlicht-Morde halten Kommissarinnen wach
Wie kann diese Mord- und Gewaltserie überhaupt zusammenhängen? Die Kommissarinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) haben alle Hände voll zu tun. Aber so richtig bei der Sache sind sie nicht.
Es beginnt nämlich alles in einer Vollmondnacht und beide haben deshalb kaum ein Auge zugemacht. Sie sind so übernächtigt, dass Ott bei den Ermittlungen im Zoo mal vor einem Becken mit schwimmenden Elefanten einschläft und beide sich zusammen auf einem Reservebett im Krankenhaus ein Nickerchen gönnen.
Es menschelt sehr in diesem Krimi: Der ewige verbale Klassenkampf zwischen Ott aus reichem Hause und Grandjean aus einfachen Verhältnissen wird um eine Facette reicher. Und die kühle Kommissarin Grandjean zeigt plötzlich selbst kriminelle Energie.
Aber von vorn: Es geht schon gruselig los, mit einem erstochenen Schimpansen. Das nächste Opfer wird besonders hinterhältig und mit einem Nagelschussgerät zur Strecke gebracht. Der feiste Mörder hängt irgendwann selbst erschossen über einer Kloschüssel, und seine Frau lebt auch nicht mehr lange. Jedes Mal, wenn Grandjean und Ott endlich schlafen wollen, wird wieder eine Leiche entdeckt.
Spannende Verstrickungen trotz Schlafmangel
Es dauert lange, bis sie den roten Faden finden, aber das macht nichts, weil die Verstrickungen so spannend sind. Besonders gut ist Schauspielerin Sarah Viktoria Frick, die gleichzeitig eine Tote und eine Lebendige spielt.
Es wurde ja 2020 bezweifelt, ob der damals neue «Tatort» aus Zürich mit seinen vielen starken Frauen sich behaupten kann. Grandjean/Ott lösten ein klassisches Mann-Frau-Ermittlerteam ab, das von 2012 bis 2019 insgesamt 16 Fälle in Luzern löste.
Zu dem starken Frauenduo aus Zürich kommt noch Staatsanwältin Anita Wegenast (Rachel Braunschweig), die in dieser Folge besonders in Erscheinung tritt: Im Politfilz von Zürich gerät sie zwischen die Fronten. Sie braucht nämlich die elegante Vorsitzende eines Fördervereins des Zoos für ihre erhoffte Beförderung, doch gerät genau diese Frau bei den Ermittlungen ins Zwielicht.
Überraschendes Ende und steigende Beliebtheit
Die Jury des Fernsehkrimipreises lobte an dem Drehbuch von Stefan Brunner und Lorenz Langenegger bei der Auszeichnung im März in Wiesbaden die Spannung in einem «perfekt durchdachten Kriminalfall». Auch das Ende ist überraschend.
Nach Anlaufschwierigkeiten ist der «Tatort» aus Zürich beliebter geworden. Die letzte Folge im September 2023 erreichte so viele Zuschauerinnen und Zuschauer wie im Durchschnitt des Jahres jeweils am Sonntagabend «Tatort» schauten.