Kunsthaus Zürich: Der Roswitha Haftmann-Preis geht an Cildo Meireles
Wie das Kunsthaus Zürich berichtet, erhält Cildo Meireles dieses Jahr den mit 150‘000 Franken höchstdotierten europäischen Kunstpreis.
Der Stiftungsrat der Roswitha Haftmann-Stiftung freut sich bekannt zu geben, dass der mit 150'000 Franken dotierte Roswitha Haftmann-Preis 2023 an den brasilianischen Künstler Cildo Meireles verliehen wird.
Der Roswitha Haftmann-Preis ist Europas höchstdotierter Kunstpreis und wird seit 2001 unter dem Vorsitz der Direktion des Kunsthaus Zürich verliehen.
Meireles gehört zu den bedeutendsten Kunstschaffenden Brasiliens. Sein vielschichtiges Werk ist sowohl poetisch und konzeptuell als auch kritisch und gesellschaftlich relevant.
Es umfasst verschiedene Gattungen wie Skulpturen, Installationen und Performance.
Bekanntschaft erlangte er in erste Linie durch kritische Werke
Als eines der jüngeren Mitglieder einer Generation, die die brasilianische Kunst in den späten 1960er-Jahren veränderte, zusammen mit Lygia Clark und Hélio Oiticica, setzte er auf eine direkte, sinnliche Auseinandersetzung mit dem Publikum.
Er ist insbesondere bekannt für seine hochsensorischen immersiven Installationen, von denen viele den Widerstand gegen politische Unterdrückung, (koloniale) Ausbeutung und unethische Ressourcengewinnung zum Ausdruck bringen.
Sein Werk schärft die physische Wahrnehmung durch andere Sinne als den Sehsinn (Tast-, Hör- und Geschmacksempfindungen) und gewinnt Bedeutung durch Interaktion mit Besuchern, Betrachtern und anderweitig Interagierenden.
Meireles Werke stimulieren kritisches Denken
Meireles Werke funktionieren als visuelle Metaphern für eine Reihe von politischen, philosophischen, existenziellen und wissenschaftlichen Themen.
Meireles besitzt die Fähigkeit, mit diesen Werken kritisches Denken zu stimulieren.
«Das aussergewöhnliche Talent des Künstlers, mit politisch aufgeladenen und ästhetisch faszinierenden Arbeiten sein Publikum gleichermassen intellektuell wie emotional zu involvieren», so sagt Yilmaz Dziewior, Stiftungsrat der Roswitha Haftmann-Stiftung, «hat die Jury überzeugt.»
Meireles Leben und Auszeichnungen
Geboren 1948 in Rio de Janeiro, studierte Cildo Meireles ab 1963 bei dem peruanischen Künstler Félix Barrenechea in Brasilia.
Noch als Studierender nimmt er 1965 am zweiten Salon für moderne Kunst des Bundesdistrikts teil.
Seine erste Einzelausstellung findet 1967 im Museum für moderne Kunst von Bahia statt. Es folgen Gruppenausstellungen im Jahresrhythmus, bevor er in die USA übersiedelt.
In einer Ausstellung im MoMA präsentiert Meireles 1970 in New York zum ersten Mal die inzwischen ikonischen Werke «Insertions in Ideological Circuits: Cédula Project» und «Insertions in Ideological Circuits: Coca-Cola Project».
Cildo Meireles wurde viermal an die Biennale von Venedig eingeladen
Beide Werke untersuchen den Begriff der Produktion, Zirkulation und der Kontrolle von Information.
1973 verlässt er die Stadt und lässt sich in Rio de Janeiro nieder, wo er bis heute lebt und arbeitet.
In den über 60 Jahren seines Schaffens weckt er die Aufmerksamkeit der bedeutendsten Museen der Welt, darunter der Tate Modern, die ihm 2008 eine Ausstellung widmete, oder des Centro de Arte Reina Sofía in Madrid, dass ihm 2013 die Ehre gab.
Gleich viermal wurde er an die Biennale von Venedig eingeladen, neben Biennalen in Sydney, Johannesburg, Lyon, Istanbul, São Paulo und der Documenta in Kassel.
Renommierte Institutionen erwarben seine Werke
Renommierte Institutionen wie das KIASMA in Helsinki, die Fundación La Caixa in Barcelona, das S.M.A.K. in Gent, die Daros Collection Schweiz, das Instituto Inhotim in Brumadinho, Belo Horizonte, oder die Tate Modern in London erwarben Cildo Meireles Werke.
In San Francisco wurde Meireles 2005 die Ehrendoktorwürde verliehen. Frankreich ernannte ihn zum Officier de L’Ordre des Arts et des Lettres.
Mit dem 2008 verliehenen Velázquez-Preis ist die Anerkennung für sein Lebenswerk und für seinen Beitrag an die spanisch-südamerikanischen Beziehungen verbunden.