Zürcher Drogentrends: Reineres Koks, mehr MDMA und übles Cannabis
Der Zürcher Freizeitdrogenkonsum hat sich im Pandemiejahr 2020 weg von Partys hin ins Private verlagert. Die Trends der letzten Jahre setzten sich fort: Die MDMA-Konzentration in Ecstasy-Tabletten nahm zu, das Kokain wurde reiner - und LSD beliebter. Bauchschmerzen bereitet die Zunahme synthetischer Cannabinoide.
Letzten Oktober wurde in Zürich das nach eigenen Angaben erste Cannabis-Drug-Checking-Angebot der Welt eingeführt. In den ersten drei Monaten wurden über 200 Cannabisproben analysiert. Davon enthielt jede dritte eine oder mehrere synthetische Cannabinoide, wie das Zürcher Drogeninformationszentrum (Diz) am Mittwoch mitteilte.
Diese sind bisher kaum erforscht und laut Diz potentiell hochgefährlich. Sie können zu ungewollten Nebenwirkungen wie etwa Ohnmacht, Übelkeit mit Erbrechen oder akuten Psychosen führen.
In den letzten fünf Jahren hat sich der abgegebene Anteil flüssiger LSD-Proben zudem von 26 auf 87 verdreifacht. Es wird vornehmlich für sogenanntes Microdosing zur Selbstoptimierung benutzt. Damit verliert die Substanz allmählich das Image der Aussteigerdroge.
Insgesamt hat das Diz letztes Jahr rund 1850 Substanzen getestet und fast 2000 Beratungsgespräche geführt. Das waren trotz Lockdown nur leicht weniger als 2019. Damals waren es 2300 Substanzanalysen und 3700 Beratungsgespräche.
Bereits im Juni 2020 lag die Nachfrage beim Diz-Angebot wieder auf dem Niveau vom Vorjahr. Rund 250 Substanzanalysen konnten mangels Kapazität nicht durchgeführt werden. Tendenziell werden die getesteten Drogen potenter.
Mit zunehmender Potenz der Drogen steigt die Gefahr einer Überdosierung. So enthielt die stärkste getestete Koksprobe letztes Jahr 98 Prozent Kokain, die stärkste Ecstasy-Tablette knapp 300 Milligramm MDMA - die vierfache Maximaldosis für eine 60 Kilogramm schwere Frau.
Allerdings bedeuten potentere Drogen auch, dass sich weniger schädliche Streckmittel in den Substanzen verstecken.
Laut Diz beträgt das mittlere Alter der Konsumierenden, die sich beim Zentrum meldeten, 31 Jahre. Die Altersspanne reicht von 15 bis 78 Jahre. Das Klientel ist zu 80 Prozent männlich.