Gisèle Pelicot konfrontiert Ex-Mann im Gerichtssaal
Im öffentlichen Prozess gegen ihren Ex-Mann stellt Gisèle Pelicot ihren Ex-Mann zur Rede.
Der Fall Gisèle Pelicot erschütterte Frankreich und die Welt. Die 72-Jährige wurde über Jahre hinweg von ihrem Ehemann betäubt und vergewaltigt.
Nun steht sie ihm wieder vor Gericht gegenüber.
Gisèle Pelicot sagt öffentlich gegen Ex-Mann aus
Pelicot wurde neun Jahre lang Opfer grausamer Verbrechen. Ihr Ex-Mann verabreichte ihr Schlafmittel und vergewaltigte sie gemeinsam mit anderen Männern.
Die Taten kamen erst ans Licht, als Ermittler zufällig Beweise fanden. In einem aufsehenerregenden Prozess in Avignon sagt Pelicot nun öffentlich aus.
Sie wolle damit ein Zeichen setzen und andere Betroffene ermutigen. «Die Scham muss auf die andere Seite wechseln», erklärt sie vor Gericht, wie «Deutschlandfunk Kultur» berichtet.
Konfrontation mit dem Ex-Mann
Im Gerichtssaal spricht Pelicot ihren Ex-Mann direkt an. «Ich verstehe noch immer nicht, wie du mich dermassen verraten konntest, indem du Fremde in unser Schlafzimmer einludst».
So wird die Frau laut der «Berliner Morgenpost» zitiert. Sie soll sichtlich um Fassung geringt haben, als sie fortfährt.
«Du wusstest, dass ich eine Aversion gegen flotte Dreier habe. Das ist ein unermesslicher Verrat!», sagte Pelicot.
Die 72-Jährige kann die Taten ihres Ex-Mannes nicht begreifen. Sie betone zudem, dass sie 50 Jahre lang eine «glückliche Frau» gewesen sei.
Historikerin zeigt sich beeindruckt
Pelicot zeigt damit Stärke vor Gericht. Sie möchte mit ihrem Auftritt anderen Frauen Mut machen.
Auch die Historikerin Heike Specht ist von Pelicots Auftritt überzeugt. So nennt sie Pelicot in ihrem Buch «Die Ersten ihre Art: Frauen verändern die Welt» «eine Heldin».
Kampf gegen die Scham
Specht sei beeindruckt von ihrer Haltung und unterstreiche, dass Pelicot mit einem System breche: «Nicht sie muss sich schämen. Sondern die Männer müssen sich schämen».
«Wir haben einfach diese 5000 Jahre Patriarchat auf dem Buckel, wo Frauen geshamet wurden dafür, dass ihnen Schlimmstes angetan wurde».
Pelicot ist eine zerstörte Frau
Die «Berliner Morgenpost» zitiert Pelicot weiterführend:
«Ich bin heute 72 Jahre alt und ich weiss nicht, wie ich mich wieder aufbauen soll. Und ob ich auch nur genug Zeit habe, um zu verstehen, was mir passiert ist, was ich erlitten habe».
«Ich bin eine total zerstörte Frau». Doch trotzdem kämpfe sie weiter.
Solidarität in Frankreich
Pelicots Fall bewegt zudem ganz Frankreich. Tausende Menschen gingen in mehreren Städten auf die Strasse und zeigten ihre Solidarität mit Pelicot und anderen Betroffenen.
Die 72-Jährige ist mit ihrer Tat gewissermassen zu einer feministischen Ikone geworden. Ihr Mut zudem inspiriert viele.
Pelicot hoffe auch, dass der Prozess die Gesellschaft verändere. Sie kämpfe für alle Frauen, die Ähnliches erlebt haben.