«Jerusalema»: Ein Song aus Afrika bringt die Welt zum Tanzen
Das Wichtigste in Kürze
- Italienische Marinesoldaten tanzen dazu, Ärzte und Krankenschwestern wiegen sich im Takt, Sportler und selbst Mönche vorm Vatikan schwingen das Tanzbein: Der eingängige Song «Jersualema» der Südafrikaner DJ Master KG und Nomcebo Zikode entwickelt sich global zu einem Hit.
Weltweit tanzen Menschen mit den gleichen Bewegungen in Hinterhöfen, Quarantäne-Unterkünften, Kirchen, Slums, Krankenhäusern und auf Parkplätzen.
Alt und Jung, Arm und Reich, Schwarz und Weiss zaubert die Melodie gerade in trüben Corona-Zeiten ein Lächeln ins Gesicht. Es ist ein eingängiger Mitmach- und Mutmach-Song, der gerade in Lockdown-Zeiten zum gemeinsamen Tanz-Happening einlädt. «Wir dachten nie, dass wir es soweit schaffen würden», gestand DJ Master KJ - mit bürgerlichem Namen Kgaugelo Moagi - der Deutschen Presse-Agentur und betonte: «Ich werde richtig emotional wenn ich sehe, wie Menschen in der Schweiz oder in Deutschland und anderen Teilen der Welt dazu tanzen. Es bedeutet mir sehr viel.»
Der Song basiert auf entspannt tanzbaren elektronischen Beats, über denen die erhaben klingende Stimme von Zikode zu hören ist. Innerhalb kürzester Zeit stürmte das Lied die Charts und begründete einen globalen Trend.
In den sozialen Medien gibt es viele Videos von Menschen, die verzückt lächelnd zu den Rhythmen des Songs tanzen, der in der Tradition von Mitmach-Hits wie «Macarena» oder «Gangnam Style» steht und gospelähnlich nicht nur Jerusalems Schönheit und Gottes Führung besingt. «Im Text wird Gottes Schutz und Führung erbeten», sagt der 24-jährige Musiker. Gerade in diesen Corona-Zeiten sei das wohl auf Resonanz gestossen.
Der Choreographie des Songs kommt zugute, dass sie auch mit ausreichender Corona-Distanz zu anderen getanzt werden kann. Kamen die Tanzschritte zunächst aus Südafrika, wurden sie später verfeinert von jungen Angolanern. Master KG: «Sie stellten ein Video von sich ins Internet, und dann verselbstständigte sich das Ganze.» Die Lebensfreude, die der Ende 2019 veröffentlichte Song versprühte, traf angesichts der einsetzenden Corona-Pandemie einen Nerv und begründete die anhaltende Popularität.
Mitte August hatten bereits mehr als 80 Millionen Menschen das Video gesehen. Als es kurzfristig wegen eines technischen Problems bei Youtube verschwand, gab es bei den Fans einen Aufschrei der Empörung - sie hoffen bis Jahresfrist die Marke von 100 Millionen Zuschauern zu knacken. Die Zeitungen von Master KGs Heimat überschlagen sich mit Lobeshymnen, und in TV-Studios werden selbst seriöse Nachrichtenmoderatoren zu Tanzbewegungen verleitet.
Der junge DJ Master KG, der im Alter von 13 Jahren bereits Musik machte, hatte unmittelbar nach seinem Abitur mit seinem Song «Skeleton Move» landesweit für Aufsehen gesorgt. Er kommt aus der Limpopo-Provinz und singt in der Zulu-Sprache seiner Heimat.
«Inmitten der Pandemie - die die Künstler angesichts vieler verbotener Veranstaltungen hart trifft - macht uns Master KG stolz», lobte die Kulturministerin seiner Heimatprovinz, Thandi Moraka, vergangene Woche bei der Übergabe einer Auszeichnung. Südafrikas Regierung erklärte ihn und seine Kollegin zu Kultur-Botschaftern ihres Landes, die durch ihre Musik global Verbindungen schaffen.