McConaughey und Hathaway «Im Netz der Versuchung»
Die beiden Oscar-Preisträger Matthew McConaughey und Anne Hathaway begeben sich in diesem Thriller auf hohe See - sie macht ihm ein ungeheuerliches Angebot. Regie führte Steven Knight, der die gefeierte Serie «Peaky Blinders» schuf.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Thriller mit den Oscar-Preisträgern Matthew McConaughey und Anne Hathaway, dazu noch Diane Lane und der grossartige Djimon Houn in Nebenrollen, eine Traumstrand-Kulisse und die blaue Weite des Meeres - das klingt nach einem durchaus unterhaltsamen Kinoabend.
Wenn da nicht die äusserst verschwurbelte Story wäre. Dabei fängt im Film «Im Netz der Versuchung» alles eigentlich ganz vielversprechend an: Der traumatisierte Ex-Soldat Baker Dill (McConaughey) hat sich nach der Trennung von Frau und Sohn auf eine Insel zurückgezogen, wo er mehr schlecht als recht vom Hochseeangeln lebt, inklusive Touristen-Trips. Doch ihn interessiert im Grunde nur eines: Endlich diesen einen grossen Thunfisch fangen, den er schon mehrmals an der Angel hatte. Dieser grosse Brocken ist seine Nemesis und lässt ihn kaum einen klaren Gedanken fassen.
In diese Der-mittelalte-Mann-und-das-Meer-Tragödie platzt Ex-Frau Karen (Hathaway) mit einem ungeheuerlichen Angebot: Zehn Millionen Dollar, wenn Baker ihren Neu-Ehemann Frank bei einer Angeltour über Bord wirft. Baker hadert, kann und will nicht. Doch der andere Typ ist ein solches Parade-Ekel - ein Gangster, der Karen schlägt und Bakers Sohn verachtet. Hat Baker überhaupt eine Wahl?
Alles etwas in Schwarz-Weiss erzählt, alles etwas dick aufgetragen - doch das ist im Popcorn-Kino zu verschmerzen. Das Publikum ist durchaus eingenommen von der Atmosphäre des Lebens auf dieser abgelegenen Insel zwischen äusserer Idylle und innerer Hölle. Kameramann Jess Hall liefert eindringliche Bilder, lässt den Kampf dieses einsamen Mannes mit seinen inneren Dämonen (Thunfisch, Kriegstrauma, Familien-Trennungs-Schmerz) auf hoher See und an Land lebendig werden.
Der einstige Sunnyboy McConaughey, der sich mit Filmen wie «Dallas Buyers Club» über die Jahre zum veritablen Charakterdarsteller entwickelt hat, lässt die Zuschauer mitleiden, verwickelt sie in dieses moralische Dilemma: Darf man Unrecht begehen, um anderes Unrecht zu bekämpfen? Und dann fährt er mit dem Bösewicht raus aufs Meer...
Ein passabler Thriller also - wenn Autor und Regisseur Steven Knight (Schöpfer der Fernsehserie «Peaky Blinders») nicht im mystisch-geheimnisvollen Fahrwasser von grandiosen Vorbildern wie «Inception» oder «Unbreakable» in Untiefen geraten wäre. Zuerst sind es nur Andeutungen, dann wird es immer deutlicher: An der Geschichte stimmt irgendetwas nicht. Baker hat Visionen, empfängt für andere unhörbare Botschaften seines Sohnes, fühlt sich beobachtet, verfolgt, gelenkt. Was ist da los?
Man kann und darf nicht mehr verraten, sonst ist der vermeintliche Clou des Films im Eimer. Oder man müsste jetzt schreiben «Achtung: Spoiler-Alarm!». Aber das ist auch gar nicht nötig. Denn die Auflösung des Ganzen, das grosse Geheimnis, ist so an den Haaren herbeigezogen, so hanebüchen, dass es einfach eine grosse Enttäuschung ist. Ging man bei Christopher Nolans Science-Fiction-Thriller «Inception» mit einem grossen Fragezeichen im Kopf aus dem Kinosaal, mit dem Wissen, dass man über dieses Ende noch tagelang nachgrübeln würde, ist es hier nur ein grosses Kopfschütteln und die Frage: Warum?
Im Netz der Versuchung, USA 2019, 106 Min., FSK ab 12, von Steven Knight, mit Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Djimon Hounsou