Harvey Weinstein wegen sexuellen Übergriffen angeklagt
Sein Fall erschütterte die Welt und löste die MeToo-Bewegung aus. Nun – zwei Jahre später – wurde Harvey Weinstein wegen sexuellen Übergriffen angeklagt.
Das Wichtigste in Kürze
- Harvey Weinstein wird vorgeworfen, mehr als 80 Frauen sexuell belästigt zu haben.
- Zwei Jahre nach Bekanntwerden des Skandals wurde er angeklagt.
- Dem 67-Jährigen drohen bis zu 28 Jahre Haft.
Der ehemalige Filmmogul Harvey Weinstein wurde vor zwei Jahren zum Symbol sexueller Übergriffe – zum Hassobjekt der weltweiten MeToo-Bewegung. Heute Montag begann nun der Prozess. Das Resultat: Weinstein wird wegen sexuellen Übergriffen angeklagt. Er selbst bestreitet aber die Anschuldigungen.
Laut der Staatsanwaltschaft von Los Angeles County bezieht sich die Anklage auf den angeblichen sexuellen Übergriff auf zwei Frauen im Jahr 2013. Kommt es zur Verurteilung, drohen dem Filmproduzenten bis zu 28 Jahre Haft.
«Wir glauben, die Beweise werden zeigen, dass der Angeklagte seine Macht und seinen Einfluss benutzt hat, um Zugang zu seinen Opfern zu erhalten und dann Gewaltverbrechen gegen sie zu begehen», so die Staatsanwältin Lacey. «Ich möchte alle Opfer loben, die sich gemeldet und mutig erzählt haben, was ihnen passiert ist. Ich hoffe, dass alle Opfer sexueller Gewalt auf ihrem Weg nach vorn Kraft und Heilung finden.»
Wie der Skandal um Harvey Weinstein ins Rollen kam
Die Geschichte der Vorwürfe von Dutzenden Frauen gegen den Produzenten begann lange vor dem Dammbruch 2017, denn seine angeblichen sexuellen Übergriffe waren in Hollywood und in der Schauspielszene New Yorks jahrzehntelang ein offenes Geheimnis.
Bereits 1998 sagte Schauspielerin Gwyneth Paltrow über Weinstein: «Er wird dich zu ein oder zwei Sachen zwingen», was sie damals im Zusammenhang mit PR-Terminen für Filme sagte. Später jedoch erklärte sie, von ihm belästigt worden zu sein.
Es dauerte trotzdem bis zum Oktober 2017, dass die «New York Times» und der «New Yorker» trotz aggressiver Klage-Drohungen über die Vorwürfe mehrerer Frauen berichteten.
Den später mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Artikeln folgte eine Welle neuer Enthüllungen. Dutzende Frauen - darunter bekannte Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Ashley Judd, Uma Thurman oder Salma Hayek - beschuldigten Weinstein, sie angefasst, sich ihnen aufgedrängt und ein einzelnen Fällen auch vergewaltigt zu haben. Weinstein gab Fehler zu, bestritt aber kriminelle Handlungen.
Weinstein-Lager will Zweifel säen
Harvey Weinstein freute sich zuvor noch auf den Prozess, um sich so von den Vorwürfen reinwaschen zu können, wie seine Anwältin Donna Rotunna erst kürzlich sagte. Sie kündigte eine aggressive Verteidigung für ihren Mandanten an: «Nur, weil jemand etwas behauptet, macht es das noch nicht wahr.»
Daniel Richman, Jura-Professor an der Columbia Universität in New York, sagte, dass es für das Weinstein-Lager darauf ankommt, Zweifel zu säen: «Generell sieht man in Fällen wie diesen Versuche, die Erinnerung von Zeugen anzugreifen oder nahezulegen, dass sie ein Motiv haben, sich Dinge auszudenken.»
Das Ziel der Anklage sei es, zu zeigen, «dass diese Frauen glaubhaft von Dingen berichten, die passiert sind, obwohl Erinnerungen verschwommen sein können», so Richman weiter. Auch müsse erklärt werden, warum die Frauen nicht früher mit ihren Vorwürfen an die Öffentlichkeit gegangen seien.
Weinstein verlangt derweil mehr Anerkennung
Einen ganz eigenen Blick auf seinen Fall offenbarte Harvey Weinstein derweil vor einigen Tagen in einem Interview mit der «New York Post». Er beklagte, er fühle sich wie «der vergessene Mann» und forderte mehr Anerkennung für seine Verdienste für Frauen.
«Ich habe mehr Filme produziert, die von Frauen gedreht wurden und die von Frauen handelten, als jeder andere». Die Welle der Empörung folgte prompt.