Solides Albumdebüt von Cynthia Erivo
Als Schauspielerin und Sängerin ist Cynthia Erivo eines der grössten Talente überhaupt. Nach Musical-, Film- und Serien-Erfolgen legt die Britin nun ihr Albumdebüt mit Soul-Pop-Songs vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Auszeichnungen wie Tony, Emmy und Grammy hat Cynthia Erivo bereits im Regal - für viele Kritiker ist es nur eine Frage der Zeit, bis die 34-Jährige auch einen Oscar gewinnt (nominiert war sie schon).
Nun beweist die Britin erneut ihre Vielseitigkeit: Auf dem Debütalbum «Ch. 1, Vs. 1» präsentiert sie sich als talentierte, wenn auch noch nicht allzu individuelle Songschreiberin. Und natürlich als tolle Sängerin - was ihr zuletzt die Hauptrolle in der Serie «Genius: Aretha» über Soul-Königin Aretha Franklin (1942-2018) einbrachte.
Den etwas sperrigen Albumtitel (übersetzt: Kapitel 1, Vers 1) erklärt die Künstlerin so: «Beim Geschichtenerzählen beginnt man immer mit dem ersten Kapitel und dem ersten Vers. Und weil ich glaube, dass ich eine Geschichtenerzählerin bin, wollte ich das bei meiner Musik auch machen. Darum geht es hier: Einfach anzufangen und die menschlichen Seiten von mir zu enthüllen, die man nicht oft zu sehen bekommt.»
Man kann also davon ausgehen, dass dieses Album auf dem bedeutenden Jazz-Label Verve erst der Anfang ist - und dass Erivo noch Zeit hat, ihren eigenen Stil zu finden. Denn daran fehlt es hier: Die zwölf Songs klingen zwar durchweg gefällig und sind erstklassig produziert, aber auch etwas zu poliert, schematisch, austauschbar.
Am interessantesten wird es, wenn die Musikerin mit nigerianischen Wurzeln in «Tears» Afropop-Anleihen nimmt oder sich in «Mama» vor dem klassischen Motown-Soul verneigt. In Klavierballaden wie «You're Not Here» hingegen nähert sie sich auch mal der Kitsch-Grenze.
«Ch. 1, Vs. 1» bietet solide Soul-Pop-Kost - mehr nicht. Wer von der Filmschauspielerin Cynthia Erivo im Black-History-Drama «Harriet - Der Weg in die Freiheit» (2020) über die Sklavenbefreierin Harriet Tubman beeindruckt war (dafür erhielt sie eine Oscar-Nominierung), erlebt mit dem Albumdebüt noch keinen vergleichbaren Wow!-Effekt. Aber diese junge Frau hat so viel Talent, dass sie bald auch als Musikerin stärker begeistern könnte.