Amherd: «Man kann nicht nicht zur Unzeit zurücktreten»
Die VBS-Vorsteherin räumt Mängel bei Armeeprojekten ein, überlässt diese aber ihrer Nachfolge. Ist die Kritik am Zeitpunkt ihres Rücktritts also berechtigt?
Das Wichtigste in Kürze
- Verteidigungsministerin Amherd räumt ein, dass einige Armeeprojekte nicht gut laufen.
- Tritt sie nun zur Unzeit zurück oder fühlt sie sich zu Unrecht kritisiert?
- Sie stellt klar: Als Opfer will sie sich nicht sehen.
Verteidigungsministerin Viola Amherd sagt selbst auch: «Der Zustand ist unbefriedigend.» Dass im VBS eine ganze Reihe von Baustellen auf ihre Nachfolge wartet, hört man auch aus ihrer Partei, der Mitte.
Selbst der bislang einzige Kandidat, Markus Ritter, lässt sich in dieser Art vernehmen. Immerhin sieht er es insofern als Pluspunkt an, als er Herausforderungen liebe.
Dennoch ist Amherd heute zusammen mit dem Armeechef Thomas Süssli und weiteren VBS-Kadern vor die Medien getreten. Dort wurde klargestellt, wie es um die kritisierten Armeeprojekte wirklich stehe.
Was stimmt nun: Hat die Armee ein Gnusch und Amherd tritt Ende März zur Unzeit zurück? Oder wehrt sie sich gegen solche Kritik und fühlt sich als Opfer der widrigen Umstände?
Amherd: «Habe mich noch nie als Opfer betrachtet»
Das nun auch wieder nicht – auch wenn die Verteidigungsministerin erneut ausholt, um ihre Leistung im VBS herauszustreichen.
In den bald sechseinhalb Jahren als Departementschefin habe sie versucht, einen Kulturwandel hinzubekommen: «Transparenz, dass man die Entscheidungsprozesse verbessert, und ich glaube, einiges ist auch gelungen.»
Wenn auch nicht ganz alles. Aber nein: «Ich habe mich noch nie als Opfer betrachtet!»
Also doch zur Unzeit zurückgetreten? Gewissermassen schon.
Es ist immer Unzeit
Denn es sei nicht nur im VBS so: «In keinem Departement kann man nicht zur Unzeit zurücktreten.» In allen Departementen, besonders im VBS mit seinen vielen und grossen Projekten, gelte: «Das läuft immer weiter, das ist nie abgeschlossen.»
In den vergangenen sechs Jahren habe sie nie am Abend nach Hause gehen können und sagen: «So, jetzt habe ich alles erledigt. Und das wird auch nie der Fall sein.» So gesehen – wenn man nicht zur Unzeit zurücktreten wollte, könnte man nicht zurücktreten.
Keine Tipps für Nachfolge, aber Selbstkritik
Nun aber will Viola Amherd ihre Dossiers weitervererben. Ihrer Nachfolgerin oder ihrem Nachfolger wolle sie dennoch keine Ratschläge mit auf den Weg geben: «Das sind Persönlichkeiten, die sich selber einarbeiten, ein Bild machen und entscheiden können.»
Rückblickend gebe es aber schon etwas, was sie anders machen würde: früher kommunizieren. «Damit hätte man vielleicht Fragen oder Diskussionen verhindern können», mutmasst Amherd.
Es sei halt schon so: «Wir arbeiten jeden Tag an diesen Projekten, für uns ist das Alltag. Aber dabei vergisst man vielleicht, dass es für viele andere eben nicht Alltag ist und dass dort Interesse besteht.» Bald wird Viola Amherd dieser Alltag wieder eingeholt haben.