Albert Rösti: Pro Natura kritisiert «mässig positive» Bilanz
Umweltminister Albert Rösti setze sich kaum für die Umwelt ein, so die NGO. Er zweifle gar an wissenschaftlichen Fakten.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach zwei Jahren im Amt zieht Pro Natura Zwischenbilanz über Umweltminister Albert Rösti.
- Das Verdikt fällt «mässig positiv» aus: Rösti setze sich kaum für die Umwelt ein.
- Der Bundesrat ignoriere wissenschaftliche Fakten und Entscheide des eigenen Departements.
Seit über zwei Jahren ist Albert Rösti als Bundesrat und Umweltminister tätig. Der ehemalige Präsident von Swissoil und Auto Schweiz hat bei seinem Amtsantritt im Jahr 2023 einige Bedenken hervorgerufen.
Die Grünen haben sogar eine Onlineplattform namens «Uvek Watchblog» ins Leben gerufen, um seine Arbeit zu überwachen.
Trotz seiner Beliebtheit im Stimmvolk habe sich Umweltminister Rösti bisher kaum für Umweltbelange eingesetzt. Diese Zwischenbilanz zieht die NGO Pro Natura in ihrem aktuellen Magazin.
Beschrieben wird die Bilanz als «mässig positiv», doch eigentlich finden sich nur negative Punkte. Verschiedenen Exponentinnen und Exponenten aus der Politik bestätigen diese Einschätzung.
«Er sagt, was Nutztierhalter hören wollen»
Zum Beispiel Röstis Entscheidung Ende 2023, in der Jagdverordnung das präventive Abschiessen von Wölfen zu erlauben. Die Konsequenzen waren spektakulär: Innert zwei Monaten wurden etwa 50 Wölfe getötet und mindestens zwei Rudel komplett ausgelöscht.

Das Traurigste daran sei, dass diese Lösung allein gar nicht helfe, den Druck auf Schafherden zu verringern, sagt Isabelle Germanier.
Die Westschweizer Geschäftsführerin der Gruppe Wolf Schweiz wirft Rösti vor, nicht auf die Wissenschaft zu hören: «Albert Rösti wüsste das, wenn er nur eine einzige Studie zu diesem Thema gelesen hätte.»

Stattdessen verkaufe Rösti den Nutztierhaltern lieber Träume: «Er erzählt ihnen, was sie hören wollen.» Dabei setze er sich sogar über Entscheidungen aus seinem eigenen Departement hinweg.
Schmetterlings-Experte Albert Rösti
Auch im Rahmen der Ablehnung der Biodiversitätsinitiative habe sich Rösti über wissenschaftliche Erkenntnisse hinweggesetzt. Dieser Vorwurf kommt von Raphaël Arlettaz, Professor für Naturschutzbiologie an der Universität Bern.
Statt objektive Fakten zu präsentieren, bringe Rösti persönliche Erlebnisse aus dem Berner Oberland: Er habe keine negative Entwicklung bei den Schmetterlingsbeständen festgestellt.

Mit solchem Vorgehen trage der Umweltminister zur Zerstörung des sorgfältig aufgebauten Wissenschaftssystems bei, kritisiert Biologe Arlettaz. Er verweist dazu auf das sogenannte Brandolini-Gesetz, auch als Bullshit-Asymmetrie-Prinzip bekannt, welches lautet: «Das Widerlegen von Schwachsinn erfordert eine Grössenordnung mehr Energie als dessen Produktion.»
Kritik von Links-Grün – und aus der Mitte
Nicht überraschend kommt Kritik an Rösti und dessen Vorgehen beim Autobahnausbau oder der Energiewende von SP und Grünen. So ärgert sich etwa Nationalrat Christophe Clivaz (GPS/VS): «Albert Rösti kümmert sich weit weniger um die Beschleunigung der Energiewende als um die Wolfsfrage.»

Aber auch aus der Mitte-Partei gibt es gegenüber Bundesrat Rösti Vorbehalte. So von Christina Bachmann-Roth, der Präsidentin der Mitte-Frauen, wenn es um die Themen Biodiversität oder Röstis Unterstützung der Atom-Energie geht. Sie beobachtet beim Uvek-Chef einen Ankündigungseffekt.
Stattdessen, empfiehlt Bachmann-Roth im «Pro Natura Magazin»: «Er sollte lieber im Volk und bei den Unternehmen nachfragen, ob sie wirklich in die Atomenergie investieren wollen.» Nachsichtiger ist sie mit Albert Rösti in Sachen Aktionsplan Biodiversität: «Vielleicht muss man Herrn Rösti noch etwas Zeit zum Handeln lassen.»
Nau.ch hat das Uvek um eine Stellungnahme zu diesen Vorwürfen gebeten. Die Antwort steht noch aus.