BAG ignoriert eigene Daten zu Pfizer-Impfdurchbrüchen
BAG-Zahlen suggerieren, dass der Moderna-Impfstoff deutlich besser schützt als jener von Pfizer. Die Behörde beachtet ihre eigenen Daten aber nicht wirklich.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei Personen, die mit Pfizer geimpft sind, kam es zu deutlich mehr Impfdurchbrüchen.
- Das BAG spielt die Erkenntnisse herunter und sagt, die Wirksamkeit sei bei beiden gut.
- Für künftige Bestellungen will die Behörde die Daten denn auch nicht berücksichtigen.
Die beiden in der Schweiz verwendeten mRNA-Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna schützen hervorragend. Doch sie können nicht jede Infektion mit dem Coronavirus verhindern.
Unklar war bis vor kurzem, welches der beiden Vakzine Impfdurchbrüche besser zu verhindern mag. Mittlerweile hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) entsprechende Daten der letzten Monate publiziert.
Demnach sind mit Moderna geimpfte Personen deutlich besser geschützt. Stand letzten Mittwoch waren 3'411'527 mit Moderna gepikst, nur 1'755'089 mit Pfizer. Dennoch infizierten sich 1751 von ihnen mit dem Coronavirus – bei Moderna waren es nur gerade 1358.
Bei den Hospitalisationen und den Todesfällen trotz doppelter Impfung zeigt sich ein ähnliches Bild. Wie genau diese Unterschiede zu erklären sind, ist unklar.
BAG will Pfizer und Moderna nicht vergleichen
Das BAG selbst will nicht über mögliche Gründe spekulieren. Eine Sprecherin sagt zu Nau.ch: «Die Daten ermöglichen keinen formalen Vergleich der Wirksamkeit der Impfstoffe.» Die Interpretation würde «durch viele Faktoren eingeschränkt».
Dazu gehören gemäss BAG der Zeitraum der Einbindung der Impfstoffe in die Impfstrategie, die Durchimpfung in den verschiedenen Zielgruppen oder die Dominanz von Virusvarianten zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Deshalb will die Behörde von Alain Berset die neuen Zahlen auch nicht berücksichtigen, wenn es um die Bestellung neuer Impfstoffe geht. Erst Ende August gab sie bekannt, dass für die Jahre 2022 und 2023 je sieben Millionen Dosen von Pfizer/Biontech bestellt wurden. Von Moderna sollen 2022 ebenfalls sieben Millionen Dosen geliefert werden.
Daran ändern auch die neuen Zahlen nichts. Das BAG geht nicht einmal auf eine entsprechende Frage ein. Eine Sprecherin sagt bloss, dass die beiden mRNA-Vakzine «die zurzeit weltweit wirksamsten» seien. Entsprechend verfolge der Bund weiterhin dieselbe Beschaffungsstrategie.
BAG schweigt zu Vakzin-Auswahl und dritte Dosis
Sicher ist: Eine Änderung der Strategie wäre wohl tatsächlich schwer zu bewerkstelligen. Andererseits hat das BAG wohl kein Interesse daran, den Eindruck zu erwecken, dass eines der Vakzine «besser» ist als das andere.
Denn in der Schweiz können Impfwillige bisher nicht wählen, ob sie Pfizer oder Moderna enthalten. Die Frage, ob das künftig möglich sein könnte, wird vom BAG ebenfalls nicht beantwortet.
Auch keine konkrete Antwort gibt es seitens der Behörde auf die Frage, ob die neuen Zahlen für eine rasche dritte Impfung sprechen. Denn: Gerade Senioren, die bereits im Winter geimpft wurden, erhielten primär das Pfizer-Vakzin.