Booster ab 2022: Kantone müssen schnell handeln
Die Booster-Impfung ist zwar verfügbar, aber die Kapazitäten sind limitiert. Jetzt drückt die Politik aufs Tempo.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Fallzahlen des Coronavirus sind im Anstieg, der Bund plant aber keine Verschärfungen.
- Stattdessen sollen vulnerable Personen schnellstmöglich eine Auffrischimpfung erhalten.
- Politiker fordern rascheres Handeln der Kantone: 40'000 Impfungen pro Tag.
Rund um die Schweiz verschärfen Staaten ihre Corona-Massnahmen: Österreich ordnet heute einen Lockdown für die Gesamtbevölkerung an. Deutschland hat die 3G-Regel auf den Arbeitsplatz ausgeweitet.
Die Schweiz wartet aber noch zu mit Massnahmen. Der Bund setzt stattdessen auf die Auffrischung der Impf-Immunisierung für vulnerable Personen. Gestern wurden Personen über 65 Jahren sowie Risikopersonen aufgerufen, umgehend einen Termin zu vereinbaren.
Schutz vor schwerem Verlauf nimmt um zehn Prozentpunkte ab
Die Restbevölkerung muss sich aber noch bis Anfang 2022 gedulden, sagte Bundesrat Berset an derselben Medienkonferenz. Begründet wird dies mit der bewiesenen Abnahme der Antikörper von über 65-Jährigen. Die Impfung schütze sechs Monate nach Piks zu 90 Prozent vor einem schweren Verlauf. Nach sechs Monaten betrage der Schutz noch rund 80 Prozent.
Wie gut wir durch den Winter kommen, hängt von der Entwicklung der Impfquote ab. Und von der Auffrischungsimpfung, Thema beim Treffen mit der @GDK_CDS. Der «Booster» ist für alle sinnvoll: Ältere sind besser vor schwerem Verlauf geschützt und die Pandemie kann eingedämmt werden. pic.twitter.com/umjJRgZmXk
— Alain Berset (@alain_berset) November 18, 2021
Bei jüngeren, gesunden Menschen sei das nicht beobachtet geworden. Der Schutz vor einer Ansteckung und einem leichten Verlauf nehme bei beiden Gruppen nach einem halben Jahr gleich viel ab: von 90 auf 50 Prozent.
Die meisten Risikopersonen konnten sich im Winter und Frühling 2021 impfen lassen. Der Druck, die Booster so schnell wie möglich zu verabreichen, ist also gross. «Der Bundesrat muss gewährleisten, dass alle impfwilligen vulnerablen Personen bis Ende Jahr geimpft werden können», sagt Marcel Dobler. Der FDP-Nationalrat sitzt in der Gesundheitskommission.
Dafür müssten die Kapazitäten und Öffnungszeiten der Impfzentren angepasst werden, sagt der St. Galler. Fraglich ist aber, ob das die Kantone so kurzfristig einrichten könnten. Pro Arbeitstag würde dies rund 40'000 Booster-Impfungen bedeuten.
Gesundheitspersonal «off label» geimpft
Seine Kommissionskollegin Flavia Wasserfallen (SP/BE) ist mit dem späteren Boostern von Nicht-Risiko-Personen einverstanden. Der Grossteil der Bevölkerung sei im Juli vollständig geimpft worden: «Der Booster wird sechs Monate nach der zweiten Impfung empfohlen, somit sollte ab 2022 für alle passen.»
Nicht gefährdet, aber trotzdem Boosterwillig ist beispielsweise auch das Gesundheitspersonal, das mit gefährdeten Patientinnen und Patienten arbeitet. So fordert etwa der Pflegeverband einen raschen Zugang zu Auffrischimpfungen. Zahlreiche Spitäler bieten Booster ohne ausdrückliche Empfehlung der Behörden für ihr Personal an.
Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» ärgert sich ein anonym bleibender Gesundheitsdirektor über das BAG: Es kriege es nicht «auf die Reihe», schnell und unbürokratisch einen Weg für das Gesundheitspersonal zu Boostern zu ebnen. Jeder Kanton müsse dies für sich regeln, was von den Gesundheitsvorstehenden als absurd empfunden wird.