Christoph Blocher hatte gestern einen richtig schlechten Tag
Der gestrige Tag war voller schlechter Nachrichten für Christoph Blocher. Er kriegt weniger Rente als verlangt und sein Erzfeind soll OECD-Chef werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat hat den ehemaligen Nationalbankpräsidenten für die OECD-Spitze nominiert.
- Wegen der Corona-Krise tauchte die EMS-Aktie gestern ab.
- Christoph Blocher erhält 1,1 Millionen Franken Rente. Gefordert hatte er 2,7 Millionen.
Der 28. Oktober 2020 wird Christoph Blocher nicht gut in Erinnerung bleiben.
Es begann bereits am Vormittag mit mieser Stimmung an der Börse: Wie überall auf der Welt sorgte die Corona-Krise auch an den Schweizer Handelsplätzen für Verunsicherung.
Der Leitindex SMI öffnete zwei Prozent im Minus, konnte sich aber nicht erholen. Er schloss 2,7 Prozent tiefer als am Vortag.
Merklich stärker getroffen war das Wertpapier EMS-Chemie, welches gar 4,2 Prozent nachgab. Eine schlechte Nachricht für Familie Blocher, die eine Mehrheit am 18-Milliarden-schweren Chemiekonzern hält.
Weniger Rente als verlangt
Am Nachmittag musste der SVP-Übervater gleich zwei Niederlagen einstecken. Zwar entschied der Bundesrat, dass dem ehemaligen Mitglied der Landesregierung eine Rente zustehe – obwohl er jahrelang darauf verzichtet hat. Allerdings kriegt Blocher nicht mal die Hälfte dessen, was er gefordert hatte.
Der Multimilliardär wollte 2,7 Millionen Franken geltend machen. Also die ganze Summe, welche er seit der Abwahl 2007 erhalten hätte. Der Bundesrat will dem SVP-Vordenker aber «nur» 1,1 Millionen aus der Staatskasse überweisen.
Damit macht die Landesregierung eine Kehrtwende: Noch im Sommer sprach sie sich für die vollen 2,7 Millionen Franken aus. Allerdings weigerte sich die Finanzdelegation später, grünes Licht zu geben.
Hildebrand als OECD-Chef
Die zweite Hiobs-Botschaft überlieferte ebenfalls der Bundesrat. Zur Überraschung aller schlägt er Philipp Hildebrand, den ehemaligen Nationalbankchef, für die OECD-Spitze vor. Ausgerechnet den Mann, den Blocher einst persönlich zu Fall gebracht hatte.
Bei der sogenannten «Hildebrand-Affäre» standen fragwürdige Finanzdeals des damaligen SNB-Chefs im Zentrum. Der SVP-Übervater hatte den Fall ins Rollen gebracht, indem er die damalige Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey über die heiklen Deals unterrichtete. Die Affäre kostete Hildebrand schlussendlich den prestigeträchtigen Posten.
Blocher hatte den ehemaligen SNB-Chef seit dessen Amtsantritt auf dem Kieker. Der SVP-Übervater kritisierte ihn regelmässig öffentlich und warf ihm wegen seiner Geldpolitik Grössenwahn vor. Die bis daher so unauffällige Nationalbank, welche Milliarden in Devisen pumpte, wurde zum Wahlkampfthema. Und hatte plötzlich die ganze Volkspartei gegen sich.
Nette Worte von SVP-Bundesrat Parmelin
Gestern hat Guy Parmelin persönlich den Kandidaten Hildebrand präsentiert. Und fand nur lobende Worte. Ausgerechnet ein SVP-Bundesrat rollt dem eloquenten Blackrock-Vize den roten Teppich aus.
Der Westschweizer wollte sich gestern nicht zur Vorgeschichte äussern. Nur so viel: «Die Sache liegt schon rund acht Jahre zurück.» Ob das Blocher auch so locker sieht?