Credit Suisse: Politiker «hässig» wegen Übernahme durch UBS
Beim Thema der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sind sich SVP und SP einig. Von beiden Seiten gibt es harsche Kritik am CS-Debakel.
Das Wichtigste in Kürze
- Die UBS wird für 3 Milliarden Franken die Credit Suisse übernehmen.
- Aus der Politik hagelt es aber an Kritik wegen dem Banken-Debakel.
- Sowohl SP-Co-Präsident Cédric Wermuth als auch die SVP finden harsche Worte.
- Die FDP erachtet die Übernahme für notwendig, aber bedauernswert.
SP-Co-Präsident Céderic Wermuth hat «frustriert und hässig» auf die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS reagiert. Seit der Finanzkrise 2008 habe sich nichts geändert, «gar nichts!», gab Wermuth auf dem Kurznachrichtendienst Twitter bekannt.
Das ganze Finanzsystem sei krank und absurd. «Und jetzt darf der Staat wieder mal alle retten, die uns immer erzählt haben, was für grossartige Wirtschaftsführer sie sind», schreibt Wermuth weiter.
Die @spschweiz will:
— Cédric Wermuth (er/ihm) (@cedricwermuth) March 19, 2023
- Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen
- politisch aufarbeiten, wer wann was (nicht) gemacht hat, dafür wird es eine PUK brauchen
- sicherstellen, dass die neue Bank kein Risiko ist für das Land
- die Angestellten nicht bezahlen für ihre unfähigen Chefs
Die SP Schweiz fordere eine Aufarbeitung der Angelegenheit. Die Verantwortlichen für das Debakel müssten zur Rechenschaft gezogen werden.
SVP kritisiert Bund
Aber auch auf der anderen Seite des politischen Spektrums ist man unzufrieden. Für die SVP ist die Credit-Suisse-Krise eine Folge von «Misswirtschaft und FDP-Filz». Schweizerinnen und Schweizer müssten mit Milliarden Volksvermögen für diese Fehler geradestehen, schreibt die SVP in einer Mitteilung vom Sonntagabend.
Die Schieflage der Credit Suisse sei eine Folge fataler Management-Entscheidungen. Statt sich auf das erfolgreiche Schweizer Geschäft zu konzentrieren, habe die Bank eine aggressive Auslandstrategie gefahren.
Diese sei offensichtlich gescheitert und gefährde nun die ganze Bank und Tausende Arbeitsplätze. Das Management habe währenddessen Millionen-Saläre kassiert, ohne je Verantwortung übernehmen zu müssen. Die SVP kritisiert zudem das überstürzte Handeln des Bundesrates.
FDP erachtet Entscheid für notwendig aber tragisch
Für die FDP ist die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS angesichts der dramatischen Entwicklungen der letzten Tage notwendig gewesen. Nur so konnte grosser Schaden für den Schweizer Finanz- und Wirtschaftsstandort abgewendet werden. Was mit der CS passiert sei, sei eine Schande für die Schweiz.
Es sei ein schwarzer Tag für die Schweiz und eine Schande, dass diese Übernahme notwendig geworden sei. Angesichts der Situation sei dies aber nötig gewesen und von gesamtwirtschaftlicher Bedeutung, da viele Privatpersonen und KMU von der CS abhängig seien. Mit der gefundenen Lösung habe ein Dominoeffekt mit unabsehbaren Folgen abgewendet werden können.
Die FDP bedauert, dass es so weit kommen musste. Man begrüsse aber, dass nicht der Bund die Bank übernehme und es eine bessere Lösung gebe.
Mitte: «Beste aller schlechten Lösungen»
Für die Mitte haben Bundesrat, Nationalbank und Finanzmarktaufsicht gemeinsam mit den Verantwortlichen der UBS die beste aller schlechten Lösungen getroffen. Leider sei sie nötig gewesen, um das Vertrauen der Finanzmärkte zu stabilisieren und die Schweizer Volkswirtschaft zu schützen.
Die Mitte äussert in einer Mitteilung vom Sonntagabend Bedauern, dass die Credit Suisse nicht eigenständig in der Lage gewesen ist, das Vertrauen in die Bank wiederherzustellen.
Grüne und Grünliberale kritisieren «Too big to fail»-Gesetz
Für den Präsidenten der Grünen, Balthasar Glättli (ZH), war es die Kultur der Verantwortungslosigkeit, welche die Voraussetzungen zum heutigen Debakel geschaffen hat. Das Parlament habe es verpasst, eine «Too big to Fail»-Gesetzgebung zu machen, die im Krisenfall funktioniert hätte. Entstanden sei nun eine Monsterbank. Fragen zu den Risiken habe die Finanzministerin nicht beantwortet.
Auch für den Präsidenten der Grünliberalen, Jürg Grossen (BE), ist die «Too big to Fail»-Gesetzgebung offenbar immer noch ungenügend. Die Schweiz sei einmal mehr den aktuellen internationalen Herausforderungen nicht vorausschauend gewachsen gewesen. Die Fusion der beiden Grossbanken sei wettbewerbsrechtlich bedenklich und stelle den offenen und fairen Wettbewerb vor neue Herausforderungen.
Bankiervereinigung begrüsst Übernahme
Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) beurteilt die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS als sinnvoll. Alle Massnahmen, die die Stabilität sicherstellten und die aktuelle Lage beruhigten, seien begrüssenswert, heisst es in einer Mitteilung.
Der Verband Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB) hat die Vereinbarungen zur Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ebenfalls begrüsst. Es habe rasch eine Lösung für die unmittelbare Zukunft der Credit Suisse gefunden werden können.
Die Stabilität des Finanzplatzes sei für die gesamte Branche und die Schweizer Wirtschaft zentral. Vertrauen und Sicherheit seien wesentliche Säulen des Bankenplatzes Schweiz.
Im Gegensatz zu seiner Partei hat auch der Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker (SVP) das Ergebnis der Verhandlungen begrüsst. Sie seien im Sinne der Stabilität der Finanzmärkte und des Wirtschaftsstandorts Schweiz schreibt der Präsident der Finanzdirektorenkonferenz.
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) will den Schweizerischen Bankpersonalverband bei der Sicherung der Arbeitsplätze der betroffenen Angestellten unterstützen. Es brauche nun rasch eine Taskforce, welche dafür sorge, dass möglichst viele Arbeitsplätze erhalten würden.
US-Behörden begrüssen Massnahme
Auch aus dem Ausland haben sich erste Stimmen zu der Entscheidung des Bundesrats gemeldet. US-Notenbankchef Jerome Powell und US-Finanzministerin Janet Yellen erklärten: «Wir begrüssen die heutigen Ankündigungen der Schweizer Behörden zur Unterstützung der Finanzstabilität.»
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) begrüsst die Massnahmen und Entscheide der Schweizer Behörden.