Die Mitte: Jetzt sollen schon Quereinsteiger Bundesrat werden
Weil es aus der Politik viele Absagen gibt, könnten auch Vertreter aus der Wirtschaft für den Bundesrat infrage kommen. Mögliche Kandidaten winken jedoch ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Rücktritt von Viola Amherd kassiert die Mitte viele Bundesratsabsagen.
- Eine Nationalrätin schlägt vor, das Kandidatenfeld auf die Wirtschaft auszuweiten.
- Potenzielle Kandidierende lehnen jedoch ab – auch ein Politologe ist skeptisch.
Die Frage, wer die Nachfolge von Viola Amherd antritt, beschäftigt ihre Mitte-Partei weiterhin. Bisher gibt es vor allem Absagen – unter anderem von Favoriten wie Martin Candinas oder Gerhard Pfister.
Einige bekannte Namen überlegen sich eine Kandidatur zumindest. So dürfte Bauernpräsident und Nationalrat Markus Ritter morgen Dienstag seinen Hut offiziell in den Ring werfen. Weitere mögliche Kandidierende sind Ständerätin Andrea Gmür-Schönenberger, der Walliser Staatsrat Christophe Darbellay oder Nationalrat Philipp Kutter.
Daneben bestünde theoretisch die Option, das Feld der potenziellen Amherd-Nachfolger zu erweitern. Denn um Bundesrat oder Bundesrätin zu werden, muss man nicht zwingend bereits ein politisches Amt innehaben.
Und innerhalb der Mitte ist eine Kandidatur aus der Wirtschaft durchaus denkbar, wie «CH Media» berichtet. Quereinsteiger also.
Nationalrätin bringt Wirtschaft ins Spiel – diese will aber nicht
Die Baselbieter Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter sagt nun: «Wir sollten auch nach Kandidaturen aus der Wirtschaft Ausschau halten.» Denn die Mitte habe «gute Wirtschaftsleute in der Partei».
Ein Name, den Schneider-Schneiter ins Spiel bringt, ist Philomena Colatrella, Chefin der Krankenkasse CSS. «Das wäre eine sehr gute Kandidatin», sagt die Politikerin über die Wirtschaftsvertreterin.
Colatrella bestätigt auf Anfrage von «CH Media» zwar, dass sie Mitglied der Mitte sei. «Eine Bundesratskandidatur kommt für mich aber nicht infrage», so die CSS-CEO. Sie sehe ihre Berufung und Rolle weiterhin in der Wirtschaft.
Der langjährige Chef der Bank Vontobel, Zeno Staub, will von einer Kandidatur ebenfalls nichts wissen. Er kandidierte zwar für den Nationalrat, als Bundesrat sieht er sich jedoch nicht.
Marco Gadola, unter anderem Vizepräsident beim Zahnimplantate-Spezialisten Straumann, sagt, er habe Interesse an der Politik. Eine mögliche Bundesratskandidatur lehnt er aber ab. «Mir fehlt jegliche politische Erfahrung», argumentiert er. Es wäre letztlich nicht im Sinne aller Beteiligten, wenn jemand wie er das Amt übernehme.
Politologe: Bundesrat muss «politisches Handwerk beherrschen»
Ein Quereinsteiger oder eine Quereinsteigerin im Bundesrat: Die Idee scheint zwar interessant, in der Praxis dürfte sie es aber schwer haben. Wie erwähnt, scheitert es offenbar bereits am Willen der Betroffenen.
Politologe Lukas Golder vom Institut GFS Bern ist ebenfalls skeptisch. «Wer im Bundesrat erfolgreich sein will, muss das politische Handwerk beherrschen», sagt er. Im Vergleich zur Unternehmensführung gebe es da doch bedeutende Unterschiede.
Noch haben potenzielle Bundesratsanwärterinnen und -anwärter etwas Zeit – bis am 3. Februar müssen sie sich melden. Die eigentliche Bundesratswahl im Parlament findet voraussichtlich am 12. März statt.