EU

EU-Botschafter zur Schweiz: «Sind so weit gegangen, wie möglich war»

Keystone-SDA
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Bern,

Die Schweiz habe in den Verhandlungen alles bekommen, was sie gewünscht habe, erklärt der EU-Botschafter in der Schweiz.

Petros Mavromichalis
Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter, links, begrüsst der Botschafter der Europäischen Union Petros Mavromichalis. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mavromichalis, EU-Botschafter in der Schweiz, ist auf Kritik zum Abkommen eingegangen.
  • Mit den bestehenden EU-Regeln seien in keinem Mitgliedstaat die Löhne gesunken.
  • Auch den Kohäsionsbetrag von 350 Millionen Franken nimmt er in Schutz.

Der Botschafter der Europäischen Union (EU) in der Schweiz, Petros Mavromichalis, hat Kritik an einzelnen Punkten des bilateralen Abkommens der Schweiz mit der EU gekontert. Die Schweiz habe in den Verhandlungen alles bekommen, was sie gewünscht habe, sagte er.

Der Lohnschutz sei keine schweizerische Erfindung, sagte er zum innenpolitisch viel diskutierten Thema. Mit den bestehenden EU-Regeln seien in keinem Mitgliedstaat die Löhne gesunken. «Warum sollte das in der Schweiz passieren?», fragte Mavromichalis in dem am Samstag veröffentlichten Interview von «Blick».

«Wir sind so weit gegangen, wie es möglich war», sagte der EU-Botschafter. Nun sei es an den Schweizer Sozialpartnern und der Regierung, sich innenpolitisch zu einigen.

Kohäsionsbetrag: «38 Franken pro Einwohner»

Ein umstrittener Verhandlungspunkt war auch der Kohäsionsbeitrag, den die Schweiz für ihre Teilnahme am europäischen Binnenmarkt zahlt. «350 Millionen sind 38 Franken pro Einwohner», sagte Mavromichalis. Der EU-Binnenmarkt bringe der Schweiz einen jährlichen Gewinn von über 3000 Franken pro Kopf. Im Vergleich dazu sei der Schweizer Beitrag klein.

Die dynamische Übernahme von EU-Recht führte in der Schweiz ebenfalls zu Zähneknirschen. «Wenn die Schweiz am EU-Markt teilnehmen will, muss sie sich an die gemeinsamen Regeln halten, die dort gelten», sagte der Botschafter. Mit oder ohne Abkommen müssten Schweizer Firmen dies tun. Würden in der Schweiz die Rechtsnormen anders interpretiert als etwa in Deutschland oder Frankreich, sei das kein Binnenmarkt mehr.

Sind die Ergebnisse der EU-Verhandlungen vielversprechend?

Für Mavromichalis steht fest: «Die jetzt vorliegenden Verträge sind die letzte Chance für die Fortsetzung des bilateralen Weges.» Sollte die Schweiz das Abkommen ablehnen, würde die Beziehung zur EU erodieren, sagte er im Interview.

Die Verhandlungen zum bilateralen Abkommen wurden im vergangenen Dezember abgeschlossen. Der Bundesrat sowie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüssten den Verhandlungsabschluss.

Laut dem Bundesrat soll das Abkommen im Frühling 2025 von beiden Chefunterhändlern paraphiert werden. Damit das Abkommen in Kraft treten kann, müssen National- und Ständerat den Texten zustimmen. Auch die EU-Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament müssen grünes Licht geben. In der Schweiz wird zudem mit mindestens einem Urnengang gerechnet.

Kommentare

User #1808 (nicht angemeldet)

Als typische FüBü und Bünzlis haben sie viel zu wenig gefordert und unsere Rolle bezüglich Transit, Stromdrehscheibe, stabiler und verlässlicher Nachbar, zahlungskräftiger Kunde und Abnehmer ihrer teuren Produkte etc gar nicht in die Waagschale gelegt. Unsere Verhandler würden sogar an jedem italienischen Markt ganz leicht abgezockt werden können

User #5617 (nicht angemeldet)

Ausser wenigen aus der Politik hat noch niemand diese Verträge gesehen. Also über was spekuliert mam hier eigentlich? Bei jetzigem Wissensstand ist klar: Danke. Aber NEIN danke.

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