Gotthard: Reservationssystem soll Stau-Problem lösen
Das Kantonsparlament in Uri will das Problem von langen Staus am Gotthard mit einem Reservationssystem lösen. Wer reserviert hat, müsste nicht mehr warten.
Das Wichtigste in Kürze
- Jedes Jahr stauen sich die Verkehrsmassen am Gotthard – zum Ärger tausender Autofahrer.
- Das Kantonsparlament will das Problem nun mittels eines «Slot-Systems» endgültig lösen.
- Wer ohne Stau durch den Gotthard will, könnte dann vorab ein Zeitfenster reservieren.
Der Kanton Tessin geniesst den Ruf als «Sonnenstube der Schweiz»: Gerade über Ostern verkommt der Flaschenhals an der Nordseite des Gotthard-Tunnels deshalb regelmässig zum «Wartezimmer der Schweiz»: Jedes Jahr ärgern sich Urlauberinnen und Urlauber über lange Wartezeiten und nervenaufreibende Staus, oft während mehrerer Tage. Die Blechlawine erreicht ihren Spitzenwert voraussichtlich in der Zeit von Donnerstagmittag bis Mitternacht.
#A2 - Luzern -> Gotthard - zwischen Wassen und Göschenen 3 km Stau, Überlastung, Zeitverlust von bis zu 30 Minuten
— TCS Verkehr Gotthard (@TCSGotthard) April 6, 2023
Aus diesen Gründen versucht das Kantonsparlament nun, den lästigen Wartezeiten am Gotthard endgültig den Garaus zu machen: Eine Motion von Landrat Ludwig Loretz (FDP) verlangt die Einreichung einer Standesinitiative. Das Anliegen wird von allen Fraktionen unterstützt und verlangt, dass der Bund Massnahmen prüft, um das zukünftige Verkehrsregime zu verbessern.
Machbarkeit eines «Slot-Systems» am Gotthard soll geprüft werden
Einerseits sollen Massnahmen getroffen werden, um den Verkehr durch den Gotthard-Strassentunnel zu verflüssigen, ohne die Kapazität der Strasse auszubauen. Andererseits sollen die Massnahmen sicherstellen, dass der Transitverkehr nicht einfach auf andere Routen ausweicht.
Insbesondere soll dabei die «Machbarkeit eines ‹Slot-Systems› für den Gotthard» abgeklärt werden, sowohl in technischer, als auch in rechtlicher Hinsicht. Konkret würde dieses wie folgt aussehen: Wer durch den Gotthard fahren will, der müsste sich vorab für einen Zeitpunkt entscheiden und ein Zeitfenster reservieren. Eine Reservation wäre kostenlos, wenigstens in einem ersten Schritt. Wer innerhalb des reservierten Zeitfensters am Gotthard eintrifft, könnte ohne Wartezeiten passieren.
Im Gegenzug würden längere Wartezeiten für all jene anfallen, die nicht reserviert haben oder zu spät kommen. Das Ziel der Idee ist es, eine bessere Verteilung der Verkehrsströme zu erreichen, indem die verfügbaren Zeitfenster beschränkt werden.
Am Ende entscheidet das Volk
Wie genau die Autofahrer mit Reservation am Stau vorbeigelotst werden könnten, ist dabei des Pudels Kern. Denkbar wäre eine Teilung der Autobahn am Gotthard: Während auf der rechten Fahrbahn nach wie vor Stau herrschen könnte, wäre die linke Spur nur noch mit Reservation befahrbar. Gegenüber «SRF» hat das Astra aber Vorbehalte bezüglich der Machbarkeit geäussert. Kritiker vertreten deshalb die Ansicht, dass die Idee nicht realistisch sei.
Rein rechtlich gesehen wäre ein solches System zulässig, solange die Slots kostenlos gebucht werden können: In der Schweiz sind Strassen – abgesehen von der Autobahnvignette – grundsätzlich gebührenfrei. Ferner müsste ein Reservationssystem am Gotthard Schweizer Lenker und europäische Lenker gleichbehandeln, um die bilateralen Verträge nicht zu verletzen. Höchstwahrscheinlich würde am Ende das Volk über den Vorschlag abstimmen können.