Im Ausland bestohlener SVP-Politiker wird ausgelacht

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Frankreich,

Jung-SVPler Nils Fiechter ist hässig: In Marseille wurde in sein Auto eingebrochen, die Spuren führen nach Algerien. Doch er erntet nur Spott. Ein Kommentar.

Nils Fiechter JSVP
Nils Fiechter, Co-Präsident der JSVP-BE, spricht während einer Medienkonferenz der Jungen SVP zum Stimmrechtsalter 16 im Kanton Bern, im August 2022. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nils Fiechter (JSVP) wurde in den Frankreich-Ferien bestohlen.
  • Er vermutet, algerische Kriminelle steckten dahinter.
  • Wurde ein Ausländer im Ausland Opfer von Ausländern? Ein Kommentar.

Es ist ärgerlich: Statt entspannten Ferien im Süden, entdeckt man die eingeschlagene Autoscheibe und den Verlust von, unter anderem, der teuren Elektronik. So passiert dem Co-Präsidenten der Jungen SVP Kanton Bern, Nils Fiechter. Im Parkhaus in Marseille kamen ihm unter anderem die AirPods abhanden – und diese lassen sich heutzutage tracken.

Nils Fiechter Marseille AirPods
Jung-SVPler Nils Fiechter vermisst seine AirPods und findet sie ennet dem Mittelmeer. - Screenshot twitter.com

Was Fiechter natürlich tut, nur ärgert er sich danach gleich noch mehr, auch über unbeteiligte Personen wie «liebe Linke». Denn nun sind die Kopfhörer in Algerien, in der Nähe der Industrie- und Hafenstadt Skikda. Dabei hatte sich Fiechter offenbar sehr Mühe geben wollen, sich in Toleranz und Solidarität zu üben. Aber nun schwappt der Frust über und landet in den sozialen Medien.

Nils Fiechter wird ausgelacht

Für Fiechter ist klar: Das müssen algerische Einwanderer, also kriminelle Ausländer gewesen sein. Für das Internet ist klar: Moment, wie jetzt genau? Erstens sei das ja sowieso grobfahrlässig, im berüchtigten Marseille mehr als einen Fünfer und ein Weggli im Auto liegen zu lassen. Zweitens gibt es laut Statistik in Marseille nur 10 Prozent Ausländer, aber 90 Prozent Einwohner mit Migrationshintergrund.

Drittens, fällt einigen ganz aufmerksamen Zeitgenossen ein, sei Nils Fiechter ja vorbestraft und ein Schweizer. So gesehen sei der wahrscheinliche Tathergang ja wohl: Einheimischer Franzose beklaut vorbestraften Ausländer. Nach dem übergeschwappten Frust wird Fiechter nun auch noch mit Schadenfreude übergossen.

Diebesgut im Wert von 3'000 Franken

In seiner Verzweiflung macht dieser alles nur noch schlimmer: Mit einem Foto der verscherbelten Autoscheibe und dem Hinweis auf die tatenlose Polizei. Trotz entwendetem Diebesgut im Wert von 3’000 Franken durch kriminelle «Nafris». Sogar der Hotelier habe was von «zu viele Ausländer» gesagt, Frankreich sei ein «Failed State», ein gescheiterter Staat.

Statt Bedauern und Mitleid erntet Nils Fiechter erneut nur Häme und Verwunderung: Wieso hatte er Diebesgut im Wert von mehreren tausend Franken dabei? Hat der Hotelier mit den Ausländern vielleicht… Touristen gemeint?

Nils Fiechter Auto Marseille
Scheibe! Nils Fiechter postet erneut zu seinem Diebesgut. - Screenshot twitter.com

Liebe Leute: So geht das ja wohl nicht. Ja, es ist ein tragischer Einzelfall und der Direktbetroffene macht aus einer Mücke einen Elefanten. Oder, wie es die Piratenpartei formulieren würde: Die SVP beackert ein «Veloständerproblem».

Aber, glauben Sie mir, ich spreche aus Erfahrung: Ein Velo ohne Veloständer, das treibt einem wirklich zur Verzweiflung. Und was soll man bloss mit einem iPhone ohne AirPods machen – etwa telefonieren? Pfff.

Liebe Linke: Seid lieb

Nein, ob Christ oder Humanist oder Linker und Netter: Ihr habt nämlich nicht recht. Nils Fiechter ist auch nur im Ausland ein Ausländer und gar nicht vorbestraft, sondern nur verurteilt wegen Rassismus. Ihm gebührt genau so Toleranz und Solidarität wie einem Hotelier mit 90 Prozent Migrationshintergrund.

Nicht recht hat aber auch Nils Fiechter. Frankreich ist kein «Failed State», sagt der Fragile States Index. Ja, Frankreich ist etwas weniger stabil als die Schweiz, aber wenn Fiechter schon damit ein Problem hat, sollte er bloss nie nach Spanien, oder UK, oder USA, oder Japan.

Fragile State Index 2023
Die Weltkarte aus dem «Fragile State Index 2023», mit den «Failed States» in Dunkelrot. - Fragile State Index Annual Report 2023 / Fund For Peace

Wer wegen Rassismus verurteil ist, sollte nicht mit Begriffen wie «kriminelle Nafris» um sich werfen. Sonst kommt die Grammatik-Polizei: Wenn ein «Nafri» ein «nordafrikanischer Intensivtäter» sein soll, dann ist ein «krimineller Nafri» ein weisser Schimmel, und das ist jetzt nicht irgendwie rassistisch gemeint.

Matt, Matter, Hans was Heiri

Wie gesagt: Der Ärger ist verständlich, aber deswegen braucht man nicht gleich politisch zu zündeln. Hach, wird man ja nicht nur matt, sondern matter. Nicht Thomas Matter, sondern Mani. Das sollte sich Fiechter zu Herzen nehmen, schliesslich stammt er aus dem Simmental und Mani Matter aus dem Oberaargau. Was genau dasselbe ist, nämlich Kanton Bern, wie einem jeder eingebürgerte Hotelier bestätigen kann.

Uno-Friedenstruppen Libanon
UN-Friedenstruppen im Südlibanon - AFP/Archiv

Denn was sind die Faktoren, die einen «Failed State» ausmachen? Viele, darunter Naturkatastrophen, Umweltverschmutzung, Slums, Arbeitslosigkeit, politische Gefangene, Folter, Krawalle bis hin zur Präsenz von Friedenstruppen und Uno-Missionen.

Und was passiert, wenn man zündelt? Es gibt eine Flamme, dann der Teppich, das Haus, bis die Uno interveniert und die Uno-Gegner sofort auch. Um in der Schweiz den Frieden zu retten, kommen beide mit Panzern. Dann, ja dann haben wir aber den gescheiterten Salat.

Rettet den Frieden!

Man stelle sich vor, wenn im Schweizer Mittelland und sogar im Oberaargau auf beiden Seiten Schweizer Leopard-1-Panzer kämpfen, die gar nicht in der Schweiz produziert wurden. Oder, noch schlimmer: Leopard-2-Panzer. Mit Migrationshintergrund.

Das kann niemand wollen, am wenigsten Nils Fiechter. Darum gilt: Immer schön auf dem Teppich bleiben und das Zündholz von selbigem wieder wegnehmen, gottseidank. Den Schaden statt den sozialen Medien lieber der Versicherung melden – schliesslich sind 3'000 Franken genau so viel, wie minimal gedeckt sind. «Honi soit qui mal y pense», wie der Algerier in Marseille sagt.

Kommentare

User #5133 (nicht angemeldet)

Der tägliche Mainstream Hass gegen die SVP kommt langsam wieder in Schwung wie immer wenn Wahlen sind.

User #5534 (nicht angemeldet)

ich finde Herr Fiechter hat recht.

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