In Bern werden Plakate von Erich Hess (SVP) systematisch zerstört
In der Stadt Bern werden Wahlplakate von Erich Hess regelmässig zerstört. Der SVP-Nationalrat bestellt deshalb vorsorglich 150 Prozent mehr Plakate als andere.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Stadt Bern werden SVP-Wahlplakate fast schon systematisch Ziel von Vandalenakten.
- Nationalrat Erich Hess ist überzeugt: «Das sind linke Chaoten – nichts Neues in Bern.»
- Vorausschauenderweise bestellt der Berner 150 Prozent mehr Plakate, als andere Kandidaten.
Derzeit bietet sich in der Schweiz ein Spektakel, welches Herr und Frau Schweizer nur alle vier Jahre zu sehen bekommen: Mit sympathischen Fotos, eingängigen Parolen und auffälligen Farben buhlen National- und Ständeratskandidierende mit Plakaten im ganzen Land um Wählerstimmen.
Die Plakatierung verfolgt das Ziel, Emotionen hervorzurufen – in einem Land mit einer tiefen Stimmbeteiligung kann die Mobilisation Wahlen entscheiden. Bei aufmerksamer Beobachtung der unterschiedlichen Wahlplakate an hochfrequentierten Lagen fällt allerdings auf: Bestimmte Plakate werden immer wieder Opfer von Akten der mutwilligen Zerstörung.
Regelmässige und zielgerichtete Vandalenakte
Augenscheinlich sind allerdings längst nicht alle Plakate von dieser Zerstörungswut im gleichen Ausmass betroffen. Gerade in der Stadt Bern bietet sich meist ein ähnliches Bild: An den sogenannten «Politständern» sind es fast ausschliesslich Wahlplakate von bürgerlichen Kandidierenden, die zerstört werden.
Auf Anfrage erklärt SVP-Nationalrat Erich Hess, dass es sich dabei um ein bekanntes Problem handle: «Meine Plakate werden flächendeckend an allen Aushängestellen regelmässig zerstört.»
Erich Hess bestellt 150 Prozent mehr Plakate
Die zerstörten Plakate werden von der Stadt Bern zweimal wöchentlich ersetzt, erklärt Hess. Nationalratskandidierende müssen bei der Stadtverwaltung mindestens 60 Plakate einreichen: In Antizipation der Vandalenakte reiche Hess schon im Vorhinein 150 Plakate ein – 150 Prozent mehr, als gefordert wären.
Aufgrund der selektiven Zerstörung von bürgerlichen Plakaten brauche es nicht viel Fantasie, um Aussagen über die mutmassliche Täterschaft zu treffen: «Das sind linke Chaoten – bedauerlicherweise ist das in der Stadt Bern ja nichts Neues.»
Das lasse tief blicken, erklärt Hess: «Ausgerechnet die Linken predigen ständig Toleranz – selbst treten sie anderen Meinungen gegenüber aber derart intolerant auf.»
«Völlig antidemokratisch!»
Das Problem reiche ausserdem bis weit über die Stadtgrenzen hinaus. «Unsere Plakate werden im ganzen Kanton zerstört – sogar im Emmental!» Auch der Schwyzer Nationalrat und SVP-Wahlkampfleiter Marcel Dettling bestätigt auf Anfrage: Die SVP habe im ganzen Land mit diesem Problem zu kämpfen.
Weshalb gerade seine Plakate bei den Chaoten besonders (un-)beliebt sind, kann Hess nicht mit Sicherheit sagen. Für die Vandalenakte findet er allerdings deutliche Worte: «Das ist eine absolute Sauerei – und völlig antidemokratisch!»
Als mögliche Lösung könnte der SVP-Nationalrat in vier Jahren ein neues Sujet auswählen: Mit künstlicher Intelligenz dürfte es problemlos möglich sein, ein Wahlplakat im «ripped-look» anfertigen zu lassen. So hätten die Chaoten bei der Auswahl ihrer Ziele grösste Mühe – und Erich Hess könnte bei der Plakat-Bestellung sparen.
Alternativ könnten die Vandalen an ihrer Toleranz arbeiten und akzeptieren, dass in einer Demokratie auch Andersdenkende ihre Plakate aufhängen dürfen.