Kampfjets: CVP-Präsident bezeichnet SP-Molina als «Jungtürke»
Das Wichtigste in Kürze
- Der Urnengang zu den Kampfjets lässt weiterhin die Wogen hoch gehen.
- In den sozialen Medien geraten sich CVP-Chef Pfister und SP-Vertreter Molina in die Haare.
Etwas mehr als 8'000 mickrige Stimmen machten am Schluss den Unterscheid. Das Volk gibt den Kampfjets hauchdünn die Starterlaubnis, Verteidigungsministerin Viola Amherd (CVP) darf aufatmen. Gleiches gilt für deren Parteipräsident Gerhard Pfister.
Spätabends belässt es der Zuger Politiker allerdings nicht bei der stillen Freude. Via Twitter teilt er weiter fleissig aus. Auf einen armeekritischen Post von SP-Nationalrat Fabian Molina bezeichnet er diesen flugs als «Jungtürke».
Einige Twitterer empörten sich umgehend und dachten, Pfister spiele auf Molinas Herkunft an. Dem CVP-Präsident dürfte allerdings bekannt sein, dass der SP-Mann nichts mit der Türkei am Hut hat. Vielmehr wurden Reformer im Osmanischen Reich als «Jungtürke» bezeichnet.
Fabian Molina beschwichtigt «Brauner» Pfister
Je nach Standpunkt kann Pfisters Anwurf als «junger Reformpolitiker» gedeutet werden. Oder aber als «Staatsfeind», wie Molina es auf Anfrage von Nau.ch formuliert. Der ehemalige Juso-Präsident antwortete jedenfalls flugs mit «Ruhig, Brauner» in Richtung Pfister.
Der Ausdruck stammt ursprünglich aus Richard Wagners Walküre. Einige Bürgerliche glauben allerdings wiederum, dass Molina damit die Nazi-Keule schwinge. Schliesslich galt Braun als Farbe von Adolf Hitlers Schergen. Der SP-Nationalrat beteuert, dass es sich bloss um die Redewendung handle.
Rauer Ton in Bundesbern nimmt zu
Dennoch zeigt die Episode einmal mehr die aufgeladene Stimmung in Bundesbern. Erst letzte Woche pöbelte FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann wegen der Bundesplatz-Besetzung den grünen Berner Stadtpräsidenten Alec von Graffenried vor laufenden Kameras an (Amtsmissbrauch!).
Einen Tag später lieferten sich die grüne Sibel Arslan und Andreas Glarner ein heftiges Wortgefecht. Dabei hat der SVP-Polteri seine Ratskollegin mit «Arschlan» angesprochen, was natürlich ein Versprecher gewesen sei.
SP-Nationalrätin Jacqueline Badran wetterte daraufhin über den «huere fucking Glarner». Dass nun auch rund um die Kampfjets die Fetzen fliegen, ersaunt nicht. Schliesslich ging es beim knappen Entscheid vom Sonntag um Milliarden.
Kampfjet-Diskussion wohl noch nicht vorbei
Während Verteidigungsministerin Viola Amherd sich bereits mit der Typenwahl beschäftigt, prüft die GSoA bereits eine Volksinitiative zur Verhinderung des Kampfjet-Kaufs.
Molina hegt dafür durchaus Sympathien. «Ich lese den Angriff vor allem so, dass der Bürgerblock ob dieser Armee-Abstimmungen ziemlich verunsichert ist.» Für den Zürcher ist klar: «Die Armee ist tot. Und Pfister versteht nicht, warum.»