Karin Keller-Sutter zu Frauenmorden in der Schweiz
24 Frauen wurden 2021 hierzulande im familiären Kontext ermordet. Wird Ausländergewalt tabuisiert? Mitnichten, findet Justiz-Ministerin Karin Keller-Sutter.
Das Wichtigste in Kürze
- 24 Frauenmorde wurden dieses Jahr im familiären Zusammenhang begangen.
- Die SVP sieht eine Tabuisierung von Ausländergewalt als Mitursache für häusliche Gewalt.
- Justizministerin Karin-Keller Sutter sieht einen politischen Mittelweg als Lösung.
24 Frauen wurden in diesem Jahr im familiären Kontext ermordet. Bundesrätin Karin Keller-Sutter (FDP) äussert sich im Interview mit den Tamedia-Zeitungen zu dieser tragischen Zahl.
Oft seien bei Gewalttaten gegen Frauen Beziehungskrisen und Trennungen der Hintergrund. Die Bundesrätin stellt klar: «Das ist eine Erklärung, keine Entschuldigung».
Spielt der kulturelle Hintergrund eine Rolle? Die Statistik sei hier eindeutig: «Die Hälfte der Beschuldigten hat eine ausländische Herkunft. Häusliche Gewalt ist allerdings sehr komplex.» Sie komme in sämtlichen Gesellschaftsschichten vor.
«Da spielen nicht nur kulturelle Hintergründe eine Rolle.» Auch finanzielle Probleme oder Suchtmittel könnten hier mitspielen. Der Einfluss von Kulturen, wo die Frau die untergeordnete Rolle spiele, sei jedoch sicherlich auch vorhanden.
Karin Keller-Sutter: «Mit Ideologie kommt man nicht weiter»
Während die Linke in der Schweiz auf Prävention setzt, fordert die SVP rigorose Ausschaffungen. Auf die Frage hin, welche der beiden Herangehensweisen die sinnvollere sei, meint Sutter: «Mit Ideologie kommt man bei diesem komplexen Phänomen nicht weiter.» Die 57-Jährige macht den Vergleich zur Drogenpolitik der 90er Jahre: «Die einen wollten nur präventiv vorgehen, die andern nur repressiv. Erfolgreich war schliesslich eine Kombination dieser Ansätze.»
Ausländergewalt – ein Tabu-Thema?
Die SVP ist der Meinung, dass Ausländergewalt tabuisiert und von Medien zu wenig aufgegriffen werde. Dies sei Mitursache der Ausländergewalt.
Karin Keller-Sutter erlebt dies anders: «In den Medien wird seit Jahren viel über Ausländerkriminalität und -gewalt geschrieben.» Auch existiere ja die Debatte darüber, ob man den Migrationshintergrund der Täter nennen solle oder nicht.
Schlussendlich laufe alles auf einen Grundsatz hinaus: «Fakt ist, dass vor dem Recht alle gleich sind, Geschlecht und Herkunft spielen dabei keine Rolle. Wer eine Straftat begeht, wird zur Rechenschaft gezogen.»