Klima-Urteil: SVP zerpflückt Alain Bersets Umsetzungs-Aufforderung

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Neu-Generalsekretär Alain Berset empfiehlt, das Klima-Urteil des EGMR umzusetzen. Die SVP hört weg.

Alain Berset Klima-Urteil
Alain Berset wurde gestern zum künftigen Generalsekretär des Europarates gewählt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Als neuer Europarat-Generalsekretär nimmt Alain Berset auch zum Klima-Urteil Stellung.
  • Dieses müsse umgesetzt werden, findet der ehemalige Bundesrat.
  • Die SVP hält dagegen: Berset sei nun Funktionär und damit unwichtig.

Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) zugunsten der Klimaseniorinnen und gegen die Schweiz sorgte für Wogen der Entrüstung. Besonders Parlamentarier fühlten sich auf den Schlips getreten: Die Schweiz habe sicher nichts falsch gemacht beim Klimaschutz.

Klimaseniorinnen
Die Klimaseniorinnen freuen sich über das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EMRK). - keystone

Sowohl Stände- wie Nationalrat verabschiedeten daraufhin eine Erklärung: Der Bundesrat solle den Gerichtsentscheid nicht befolgen. Doch nun wurde der ehemalige Bundesrat Alain Berset gestern zum künftigen Generalsekretär des Europarats gewählt. Diesem ist der EGMR angegliedert – und Alain Berset hat eine dezidiert andere Meinung als das Parlament.

Alain Berset: «Entscheide müssen umgesetzt werden»

Zum einen wundert sich Berset über das Vorgehen des Parlaments ganz grundsätzlich. Dieses sei wohl der falsche Adressat für Urteile des EGMR. Zuständig wäre, wenn schon, das Bundesgericht, das den Fall nun neu prüfen müsse. Dies sei aber eine komplexe Angelegenheit.

Heisst du das Klima-Urteil gut?

Andererseits sei klar, «dass die Entscheide des Gerichtshofs umgesetzt werden müssen». Immerhin, so Berset zwischen den Zeilen, könnte es ja sein, dass man zum Schluss gelange: Voilà, die Schweiz hat das Nötige bereits umgesetzt, dank Klima- und Stromgesetz.

SVP geht mit Berset hart ins Gericht

Widerspruch kommt nun postwendend wieder vom gescholtenen Parlament. Der Fall sei nicht zur Neubeurteilung an die Vorinstanz, das Bundesgericht, zurückgewiesen worden, stellt SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann klar. Genau deswegen habe das Parlament ja aufbegehrt.

Barbara Steinemann Michael Graber
Nationalrätin Barbara Steinemann (SVP/ZH) und Nationalrat Michael Graber (SVP/VS). - keystone

Dass sich Alain Berset kritisch äussere bei einer «Einmischung internationaler Gremien in die nationale Politik», erwarte sie auch gar nicht. «Er ist schliesslich Sozialdemokrat, die finden internationale Einmischung immer so lange gut, als es ihre eigene politische Agenda stützt.»

Ohne auf Details einzugehen, findet deswegen Parteikollege Michael Graber: «Bersets wurde vom Magistraten zum Funktionär. Seine Wahl ist ein Nichtereignis und wir sollten damit das Gleiche machen, wie mit dem Klima-Urteil: Ignorieren.»

Kommentare

User #5988 (nicht angemeldet)

Graber, ist das nicht der von der Treppe?

User #8051 (nicht angemeldet)

Der Entscheid des EGMR mischt sich nicht in die Politik ein, sondern er öffnet den Klageweg juristisch: In den 46 Ländern des Europarates werden nun hunderte von Entschädigungsforderungen von Geschädigten eingereicht werden, denen die Gerichte dieser Länder aufgrund des Urteils zugunsten der Klimaseniorinnen zustimmen werden – auch in der Schweiz. Und Herr aBR Berset wird sich im Europarat für die Menschenrechte einsetzen.

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