Lokal-Politiker sind laut Studie vermehrt Hass und Gewalt ausgesetzt
Politikerinnen und Politiker brauchen ein dickes Fell – auch auf Gemeindeebene. Eine neue Studie zeigt, inwiefern Amtsinhaber Drohungen und Gewalt erleben.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine neue Studie zeigt das Ausmass von Aggressionen gegen Menschen in Gemeindeparlamenten.
- Über ein Drittel der Befragten gibt an, im letzten Jahr verbale Gewalt erlebt zu haben.
- In sämtlichen Sprachregionen sind Frauen stärker betroffen als Männer.
Immer wieder werden Politikerinnen und Politiker zum Ziel von Drohungen oder gar Tätlichkeiten. Der Hass auf Parlamentsmitglieder ist auch auf Gemeindeebene allgegenwärtig.
Eine Studie vom «Aarauer Zentrum für Demokratie» zeigt nun erstmals das Ausmass von Aggressionen gegen Menschen in Gemeindeparlamenten auf.
Über ein Drittel der Befragten geben an, in den letzten zwölf Monaten verbale Gewalt erfahren zu haben. Mehr als sechs Prozent teilen zudem mit, dass ihr Eigentum im letzten Jahr attackiert worden sei. Drei Prozent sprechen von physischen Angriffen.
Befragt wurden gut 1000 Parlamentsmitglieder aus allen Landesteilen.
In der Medienmitteilung zeigt sich Daniel Kübler, Direktionsmitglied am Zentrum für Demokratie Aarau, schockiert.
«Aggressionen und Gewalt gegen Amtsträgerinnen und Amtsträger sind inakzeptabel. Die Kleinräumigkeit einer Gemeinde wäre ideal geeignet, Vorurteile gegenüber politischen Widersacherinnen und Widersachern abzubauen.»
Frauen stärker betroffen als Männer
In der Deutschschweiz sei Gewalt gegen Personen oder deren Eigentum weiter verbreitet als in anderen Landesteilen, so die Studie weiter. Dafür komme verbale Gewalt in der lateinischen Schweiz prozentual mehr vor.
In sämtlichen Sprachregionen seien zudem Frauen stärker betroffen als Männer.
Die Erfahrungen haben offenbar direkte Auswirkungen auf das Verhalten der Politiker. So geben viele an, ihren Einsatz der sozialen Medien verändert zu haben. Einige hätten die negativen Erfahrungen gar dazu gebracht, ihr Mandat aufzugeben.
Stefan Kalberer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Demokratie Aarau, bekräftigt die Wichtigkeit der Studie.
«Parlamente sind der zentrale Ort einer Demokratie. Es wird diskutiert, um Kompromisse gerungen und Entscheidungen werden getroffen. Leider wissen wir immer noch sehr wenig über die Arbeitsweise lokaler Parlamente in der Schweiz.»