Martin Bäumle (GLP) isst nicht mehr mit Apéro-Sündern
Demaskierte Parlamentarier beim Apéro im Bundeshaus: GLP-Nationalrat Martin Bäumle findet klare Worte an die Adresse seiner «Kollegen».
Das Wichtigste in Kürze
- Trotz Corona-Massnahmen aperölen gewisse Parlamentarier fleissig weiter.
- GLP-Nationalrat Martin Bäumle hat dafür kein Verständnis.
- Er appelliert an die Vorbildfunktion und geht mit Apéro-Sündern nicht mehr essen.
Martin Bäumle hat wohl die ausgefeilteste Strategie gegen das Coronavirus im ganzen Bundeshaus. Der GLP-Nationalrat und Atmosphärenphysiker hat während der Session gar ein Messgerät dabei, um die Luftqualität jederzeit im Griff zu haben. Als Risikoperson – Bäumle ist Herzpatient – hat er sich selbst klare Verhaltensregeln auferlegt. Um so weniger hat er Verständnis für Ratskollegen, die wie eh und je gruppenweise dem traditionellen Apéro frönen.
Parlamentarier mit Vorbildfunktion
«Die meisten sind vernünftiger geworden», betont Bäumle, auch die sonst unvernünftigen verhielten sich mittlerweile «anders als in normalen Zeiten». Trotzdem finden Apéros wie der von SVP-Nationalrat Roger Köppel kolportierte mit zehn Bürgerlichen bei Rot- und Weisswein offenbar statt. «Weil man bezüglich des Coronavirus nicht die gleiche Einschätzung hat, gibt es halt schon solche, die es lockerer nehmen.»
Apéro auf engstem Raum, ohne Maske, mit womöglich lauten Gesprächen: Für Bäumle liegt dies schlicht nicht drin. «Ich bin klar der Meinung, wir sollten eine Vorbildfunktion einnehmen.»
Das Problem sei halt, dass man im Bundeshaus auch mal unter sich sei, auf Privatgrund. Parlamentsversammlungen sind unter den Grossanlässen eine explizite Ausnahme. Kommt dazu, dass das Bundeshaus ein integriertes Catering samt Restaurant hat, was der parteiübergreifenden Geselligkeit Vorschub leistet.
Zusammen essen? Nicht mit dir.
Zwar fühlt sich Bäumle mittlerweile trotz persönlicher Risikofaktoren sicher im Bundeshaus. Anders als im Oktober, wo er der Sondersession zum Schutz der eigenen Gesundheit fernblieb. Er messe ja die Luftqualität, sei zurückhaltend mit gemeinsamem Kaffeetrinken, mache Besprechungen nur mit Maske.
Vor einer Ansteckung gefeit sei man aber halt nicht. Bäumle schätzt, dass im Schnitt zwei Personen im Bundeshaus mit dem Coronavirus infiziert sind und dies (noch) nicht wissen. Deshalb schaue er genau, mit wem er essen gehe: Ähnliche Einstellung zum Thema, nimmt die Schutzvorkehrungen genau so ernst.
Bei Leuten mit bekanntem Risikoverhalten wie ungeschützter Apéro-Aktivität ist er aber strikt. «Da sag ich dann: Schau, wir können gerne ein Gespräch machen. Aber das mit dem Essen lassen wir glaub im Moment.»