Natalie Rickli fordert Ende des Notrechts
Natalie Rickli, Gesundheitsdirktorin im grössten Kanton der Schweiz, fordert ein Ende des Notrechts. Die Zürcher SVP-Politikerin kritisiert auch die Mediziner.
Das Wichtigste in Kürze
- Natalie Rickli übt Kritik am Vorgehen des Bundesrats in der Coronakrise.
- Die Zürcher Gesundheitsdirektorin wünscht sich ein Ende des Notrechts.
Natalie Rickli ärgert sich. Epidemiologen hätten in der Coronakrise die Politik und Medien regelrecht vor sich her getrieben, ohne je Verantwortung übernehmen zu müssen. Damit soll jetzt Schluss sein, findet die Zürcher Gesundheitsministerin.
Gemischtes Team statt Lead der Forscher
Der Kanton Zürich soll ein Expertengremium zusammenstellen, erklärt sie im Interview mit der NZZ. Dieses soll eben nicht nur Mediziner beinhalten. Sondern auch Vertreter aus Gewerbe, Wirtschaft und Bildung. Das gemischte Team solle dann die Regierung beraten und so ausgewogenere Entscheide ermöglichen.
Natalie Rickli ist gerade erst ein Jahr im Amt als Chefin der Gesundheitsdirektion. Im letzten Jahr war sie aus dem Nationalrat zurückgetreten.
Natalie Rickli fordert Ende des Notstandes
Die SVP-Politikerin schlägt - im Gegensatz zu ihrer Partei - leisere Töne an. Die vorsichtigen Öffnungsschritte des Bundesrats unterstütze sie. Allerdings wirft sie der Landesregierung vor, weiter weg von Gewerbebetrieben zu sein als Kantone oder Gemeinden.
Für sie sei klar: Es wird Zeit, die ausserordentliche Lage wieder aufzuheben. Die Zahlen gehen weiter zurück, am Montag gehe ein Grossteil der Betriebe wieder auf.
Allerdings brauche es für eine Öffnung ein funktionierendes Testing und Tracing. Im Kanton Zürich sei das Tracing am Montag wieder aufgenommen worden, so Rickli.
Beim Testing dagegen ärgert sich die SVP-Regierungsrätin über den Bundesrat. Dieser habe bei seiner Vorgabe einen totalen Widerspruch produziert. So müssten Personen mit schweren Symptomen ihren Test selber bezahlen, wenn sie eine hohe Krankenkassenfranchise haben.
Dagegen sollen bei Personen mit leichten Symptomen die Kantone die Kosten übernehmen. Falsch, findet Rickli. Wenn der Bund solche Vorgaben mache, müsse er auch die Kosten dafür tragen.
Keine Maskenpflicht
Kritik erntet der Bundesrat von Natalie Rickli auch für seine Vorgabe, dass Spitäler keine nicht-dringenden Operationen mehr vornehmen durften. Nun müsse der Bund auch für die entstandenen Einnahme-Ausfälle aufkommen.
Und auch bezüglich Vorschriften bei Notvorräte für Hygieneschutzmaterial appelliert die 43-Jährige an den Bundesrat. Zwar gebe es Regeln bei Masken und Handschuhen, bei Desinfektionsmitteln und Schutzkitteln jedoch nicht. Nicht alle Institutionen hatten zu Beginn der Pandemie genügend Schutzmaterial.
Diesbezüglich möchte Natalie Rickli unabhängiger werden vom Ausland. 26'000 Liter Desinfektionsmittel hat der Kanton Zürich selbst hergestellt. Aus China hat er 16 Flugzeuge mit Material eingeflogen. Zudem hat er eine Maschine zur Herstellung von Schutzmasken gekauft.
Von einer Maskenpflicht hält Rickli allerdings nichts. Wenn Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten würden, sei eine Maske nicht nötig. Sie zählt auf die Eigenverantwortung.
Die Öffnung am Montag macht der Gesundheitschefin daher keine Sorgen - im Gegenteil. Sie freue sich, dass die Kinder wieder in die Schulen dürfen und die Läden wieder aufgehen.