Daniel Jositsch

Politologe ordnet Beliebtheit von Daniel Jositsch ein

Elisa Jeanneret
Elisa Jeanneret

Zürich,

Eine Umfrage sieht Daniel Jositsch (SP/ZH) als beliebtesten Bundesratskandidat bei der Bevölkerung, Parteiintern ist er umstritten. Ein Politologe ordnet ein.

Daniel Jositsch Bundesrat SP
Ständerat Daniel Jositsch schmunzelt an der Medienkonferenz zur Verkündung seiner Kandidatur für den Bundesrat, 5. September 2023. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Parlament wählt im Dezember ein neues Bundesratsmitglied aus der SP.
  • Bisher kandidieren fünf Männer für den Sitz, einer davon ist Ständerat Daniel Jositsch.
  • Gemäss einer Umfrage gefällt er der Bevölkerung am besten, doch es gibt ein «aber».

Daniel Jositsch will – schon das zweite Mal. Der Zürcher Ständerat kandidiert wieder für den Bundesrat, ein Jahr nach seinem ersten Versuch. Mittlerweile hat er vier Mitstreiter: Matthias Aebischer, Beat Jans, Jon Pult und Roger Nordmann.

Könnte die Bevölkerung Bundesräte wählen, hätte Jositsch den Sitz von Berset in der Regierung auf sicher. Gemäss einer Umfrage von «20 Minuten» und Tamedia würden ihn 27 Prozent der Menschen in den Bundesrat wählen. 15 Prozent der SP-Wählenden würden Daniel Jositsch ebenfalls in der Exekutive sehen wollen.

Bei der Basis der Sozialdemokraten schlägt nur Gewerkschaftsboss Pierre-Yves Maillard (VD) den Zürcher. Der Romand hat einen Prozentpunkt mehr Unterstützung. Bei der Bevölkerung geniesst Maillard jedoch weniger Rückhalt, mit nur neun Prozent der Wählenden-Stimmen. Beim Berner Matthias Aebischer gilt dasselbe Resultat, doch nur zehn Prozent der SP-Basis würden ihn im Bundesrat sehen.

Beliebtheit von Daniel Jositsch Wahlkampf und Zeitpunkt der Umfrage geschuldet

Auf Anfrage ordnet Politologe Reto Mitteregger diese Resultate ein, wobei «man sich hier etwas in den Bereich der Mutmassungen» begebe: Zum Zeitpunkt der Befragung hätten erst Daniel Jositsch und Matthias Aebischer ihre Kandidaturen bekanntgegeben. «Dass nun diese beiden eher gut abschneiden in der Umfrage, ist auch dem geschuldet; die Befragten wussten von der Kandidatur von Jositsch, das gab seiner Beliebtheit sicher einen ‹Boost›.»

Reto Mitteregger UZH
Reto Mitteregger ist Doktorand an der Universität Zürich am Lehrstuhl für Schweizer Politik und vergleichende Politikwissenschaften. - keystone

Sollte die Umfrage noch einmal durchgeführt werden, dürften Pult, Jans und Nordmann wohl leicht besser abschneiden, sagt der Experte. Und doch hat Jositsch einen Bekanntheitsbonus, so Mitteregger: «Dass er von 15 Prozent der Basis genannt wird, liegt natürlich auch daran, dass die Leute wissen, wer er ist.» Beat Jans, auf dem Papier ein Top-Favorit für die Berset-Nachfolge, dürfte weniger Leuten ausserhalb Basels ein Begriff sein.

Ausserdem könne Jositsch dieses Mal auf die offizielle Unterstützung seiner Kantonalpartei zählen. Und er betreibe im Moment eine Kampagne für die Ständeratswahlen – «ein personalisierter Wahlkampf», sagt Mitteregger. Dasselbe gelte für Maillard, der im Kanton Waadt für den Ständerat kandidiert: «Dass ausgerechnet diese beiden so gute Werte erhalten, liegt auch hier wohl an der Sichtbarkeit im momentanen Wahlkampf

Das politische Profil von Strafrechtsprofessor Jositsch spreche auch für seine Beliebtheit, sagt der Politikwissenschafter. Er gilt als erfahren, kompetent und pragmatisch: Nur selten würden Personen in den Bundesrat gewählt, die «an den politischen Polen politisieren». Das mache ihn auch für Nicht-SP-Wählende attraktiver.

«Jositsch ist innerhalb der SP sicher nicht unumstritten»

Mitteregger fährt fort: «Am Ende des Tages sind es dann aber doch auch nur 15 Prozent der SP-Wählerschaft, die Jositsch unterstützt hätten.» Das sei nicht einmal jede fünfte Person. «Unumstritten innerhalb der SP-Wählerschaft ist die Person Daniel Jositsch also definitiv nicht.» Für manche könnte «der Eifer» für das Amt, den Jositsch an den Tag lege, auch abstossend wirken.

Wer soll Nachfolger von Alain Berset im Bundesrat werden?

Allgemein sei die Umfrage nicht wirklich relevant für die Wahlchancen der Kandidierenden: Die Bevölkerung könne die Regierung schliesslich nicht direkt wählen. Bei den Parlamentsmitgliedern, die eine Person in den Bundesrat befördern, spielten oft andere Motive eine Rolle. Die Beliebtheit bei der Bevölkerung sei hierfür eher untergeordnet.

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