Simonetta Sommaruga: «Wenn wir zusammenstehen, meistern wir das»
Der Bundesrat zog am gestrigen Mittwoch die Corona-Schraube an. Laut Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga braucht es jetzt wieder das «Wir-Gefühl».
Das Wichtigste in Kürze
- Gestern ergriff der Bundesrat verschärfte Massnahmen gegen das Coronavirus.
- In der «Rundschau» erklärte die Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga die Entscheidung.
- Sie unterstrich allem voran die Wichtigkeit des Zusammenhalts im Land.
Der Bundesrat reagierte gestern Mittwoch mit weiteren Verschärfungen auf die rasant steigenden Corona-Zahlen. Die neuen Regelungen sind streng, doch es ist kein Lockdown. Den will man nämlich um jeden Preis verhindern, erklärte Simonetta Sommaruga in der «Rundschau» nach der gestrigen Pressekonferenz: «Sonst wird es für die Wirtschaft noch schwieriger und noch viel teurer.»
Hilfe für die Wirtschaft
Ein zweiter Lockdown würde tausende Arbeitsplätze kosten, mahnte die Schweizer Bundespräsidentin. Dennoch zeigte sie Verständnis für den Unmut aus der Wirtschaft und dem kulturellen sowie sportlichen Bereich. «Wir sind uns sehr genau bewusst, unter welch schwierigen Bedingungen sich ganz viele Unternehmen schon befinden.»
Der Bundesrat habe sich schon im Frühling dazu entschieden, die Wirtschaft unterstützen zu wollen. Man sei sich auch bewusst, dass man einzelnen Branchen «unter die Arme greifen» müsse. «Wir haben im Frühling gesehen, dass nicht einmal so viel Geld benötigt wurde wie gedacht», erklärte Sommaruga weiter.
Laut Simonetta Sommaruga will der Bundesrat bereits am nächsten Mittwoch die Härtefallregelung für schwierige Branchen ganz genau anschauen. Falls nötig sollen zusätzliche Hilfsmassnahmen definiert werden. «Die Bevölkerung, die Wirtschaft, Betriebe müssen wissen, dass wir hier sind und begleiten und unterstützen», so Sommaruga.
«Die Kantone haben zum Teil vor einiger Zeit reagiert und der Bundesrat auch», beantwortete sie die Frage, weshalb man so lange gewartet habe. Die Massnahmen seien mit den Kantonen zusammen vorbereitet geworden. Das wichtigste, wofür die Massnahmen jetzt in Kraft seien, sei die Kontaktbeschränkung.
Problem Intensivstation und Zusammenhalt
Laut Experten reichen die Plätze in den Intensivstationen noch für zehn Tage. Was macht auch sicher, dass diese Massnahmen reichen? «Ich glaube, man sollte jetzt nicht Panik machen», antwortete Sommaruga. Es gelte aber zu verhindern, dass es für Notfallpatienten plötzlich keinen Platz gebe.
Der Bundesrat wolle den Leuten keine Angst machen, sondern ihnen eine Perspektive geben. «Wenn wir es jetzt schaffen, zusammen diese Massnahmen umzusetzen und wieder das gemeinsam-Gefühl entwickeln können – das wir ja im Frühling sehr stark hatten – wird uns das alle tragen», fuhr Simonetta Sommaruga fort.
Das würde «das Schlimmste, nämlich einen solchen Lockdown» und eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindern. Zudem gebe es Unterschiede zum Frühling: «Wir hatten einen Schock, wussten nichts über das Virus und hatten auch sehr grosse Angst.» Zwar sei eine gewisse Müdigkeit zu spüren, was verständlich sei. Aber: «Ich bin nicht so negativ und glaube nicht, dass die Menschen nicht reagieren.»
Es hätten alle eine gewisse Zeit gebraucht, um den Ernst der Lage zu realisieren. Doch Sommaruga bleibt zuversichtlich: «Wenn wir so zusammenstehen, dann können wir auch das meistern.»