Strommangel: Trinkwasser und Kläranlagen wären nicht alle geschützt
Theoretisch wären bei Strommangel Infrastrukturanlagen wie Trinkwasser und Kläranlagen geschützt. Technisch ist dies aber oft nicht umsetzbar.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei Strommangel wären die Trinkwasserversorgung und die Kläranlagen beeinträchtigt.
- Davor warnt Mitte-Nationalrat und Gemeindepräsident Stefan Müller-Altermatt.
- Viele Infrastruktur-Anlagen sind nicht separat im Stromnetz eingebunden.
«Die Antwort ist ziemlich ernüchternd ausgefallen», sagt Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt. Die Antwort des Bundesrats auf die Frage: Fällt eigentlich auch unser Trinkwasser aus und die Kläranlagen arbeiten nicht mehr, wenn es zyklische, geplante Stromabschaltungen geben sollte? Denn in vielen Gemeinden seien solche Infrastrukturen nicht separat ans Stromnetz angeschlossen. Selbst wenn man wollte, könnte man sie also nicht bevorzugt behandeln.
Nach 8 Stunden stinkt es im Keller
Der Bundesrat antwortete, dass Trinkwasserversorgungen und Kläranlagen von geplanten Abschaltungen ausgenommen seien. Sofern dies technisch möglich sei – und das sei es eben nicht in allen Fällen. Sprich: Man ist sich des Problems bewusst.
«Problembewusstsein vor einer Krise, das allein reicht wirklich nicht», nervt sich dagegen Müller-Altermatt. Natürlich fliesse das Wasser in vielen Häusern auch ohne Strom, dank des Drucks in der Wasserleitung.
Als Gemeindepräsident von Herbetswil SO kennt Müller-Altermatt aber auch die grösseren Zusammenhänge. «Am Trinkwasser hängt zum Beispiel auch die Löschwasserversorgung. Da muss man die Klappen umstellen – das braucht einen Motor und damit Energie.»
Fehlt der Strom für die Regelungstechnik, staue es auch bei Kläranlagen überraschend schnell zurück, warnt er. «Vier Stunden geht wohl noch, aber ein achtstündiger Stromunterbruch würde bedeuten, es stinkt in ziemlich vielen Kellern.»
Netzbetreiber «weigern sich, fit zu sein»
Während der Bundesrat sich bewusst ist, dass ohne Strom wirklich kein Strom fliesst, will Müller-Altermatt Taten sehen. Auf zwei Ebenen könne man durchaus etwas tun, findet der Mitte-Politiker. Kurzfristig brauche es eine Planung: «Die muss man jetzt auf den Tisch legen und sagen, wie schalten wir ab.»
Das könne heissen, dass diejenigen Gebiete zuerst abgeschaltet werden, wo «zufälligerweise» keine Trinkwasserversorgung oder Kläranlage im selben Stromnetz hängt. Diejenigen Quartiere oder Gemeinden mit kritischer Infrastruktur folgten dann später.
Langfristig müssten die Verteilnetz-Betreiber «smart» werden. «Sie müssen Smart-Meter flächendeckend einsetzen und mit diesen auch arbeiten und regeln können.» Mit solchen «intelligenten Zählern» sollten Stromnetze und -Verbraucher schon seit 2018 fit getrimmt sein. «Aber sie sind wirklich nicht fit», klagt Müller-Altermann, «und sie weigern sich auch ein stückweit, dies zu tun.»