SVP-Agentur finanziert Inserate linker Zertifikats-Gegner
Die linke «Wochenzeitung» lehnt Anzeigen des Komitees «Geimpfte gegen das Zertifikat» ab, weil diese von einer SVP-Agentur finanziert sind.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine SVP-nahe Agentur bezahlt Inserate von linken Zertifikatsgegnern.
- Die Wochenzeitung WOZ lehnte daraufhin die Publikation ab, weil Transparenz fehle.
- Gerade das Komitee «Geimpfte gegen das Zertifikat» poche doch auf transparente Politik.
Es ist eine unheilige Allianz, die sich gegen das Covid-19-Gesetz und damit das Zertifikat ins Zeug legt. Die Gruppierungen, die das Referendum ergriffen hatten, sind generelle Massnahmen-Kritiker: Junge SVP, «Freunde der Verfassung» oder auch die Freiheitstrychler. Das Komitee «Geimpfte gegen das Zertifikat» begrüsst dagegen die meisten Massnahmen ausser eben dem Zertifikat.
Die Inserateabteilung der «Wochenzeitung» (WOZ) wurde deshalb stutzig, als eine Anzeige des Komitees von der Agentur Goal AG gebucht wurde. So stutzig, dass sie das Inserat schlussendlich ablehnte. Den die Goal AG ist normalerweise zuständig für SVP-Kampagnen, nicht «linke» Abstimmungskomitees.
Intransparente Transparenz-Lobbyisten
Damit hatte die WOZ gleich doppelt ein Problem. Einerseits mag man die Goal AG von Werber Alexander Segert nicht. Dieser habe mit seinen rassistischen Kampagnen den Aufstieg der SVP plakatiert. Die Goal AG war auch in den Parteispenden-Skandal der AfD verwickelt.
Andererseits liess sich nicht nachvollziehen, woher nun das Geld für das Inserat stammte. «Rechte Milliardär:innen wie die Blochers oder das Finanzinvestorenehepaar Wietlisbach?», fragt die WOZ.
Hernâni Marques, Koordinator des Komitees «Geimpfte gegen das Zertifikat», konnte es nicht sagen. Worauf die WOZ das Inserat ablehnte und herausstrich, dass gerade Netzaktivist Marques doch sonst bei anderen Gelegenheiten Transparenz hartnäckig einfordert.
Wie es dazu kam
Gegenüber der WOZ erläuterte Marques, dass die Goal AG bereits im Voraus zahlreiche Werbe-Flächen reserviert hatte. Diese stellte sie dann den Nein-Kampagnen zur Verfügung. «Die Flächen waren schon reserviert und die Möglichkeit kam, unser Material kostenlos zu pushen», erläutert Marques auf Anfrage. Dieses sei ja, anders als bei anderen Gruppierungen, «auf Low-Covid gebürstet».
Ausser der WOZ ist das offenbar noch niemandem aufgefallen und Goal AG hatte auch kein Problem mit den fremden Inhalten. «Sie haben einfach Sujets von unserer Propagandaabteilung genommen und aufgeschaltet», so Marques.
Strenge WOZ
Die WOZ verzichte auf die Einnahme von 2684 Franken, hält die Zeitung fest. In anderen Fällen werde aber nicht so genau hingeschaut, schildert Marques, der schon mehrere Abstimmungskampagnen geführt hat. Zum Beispiel gegen das Polizeimassnahmen-Gesetz, wo er bei der WOZ Massenversände bezahlte. Das Geld dazu sei aus Kursgewinnen der Grossbanken Credit Suisse und UBS geflossen.
«Für 4000 Franken – das hat die WOZ weniger interessiert, dass das vom transnationalen Grosskapital stammt», kritisiert Marques. Umgekehrt frage auch niemand, wer die Grossbildschirme der «zivilgesellschaftlichen» Ja-Kampagne am Zürcher HB finanziere. Das seien mehrere Zehntausend-Franken: «Um Inhalte geht es also ohnehin nicht.» Die WOZ dagegen hält fest: «Die Episode zeigt, wie intransparent die Politikfinanzierung in der Schweiz ist.»