SVP-Chef Marco Chiesa empfiehlt Corona-Impfung nicht

Christof Vuille
Christof Vuille

Bern,

Die Basis der SVP zeigt sich bei der Corona-Impfung skeptisch. Für den gepieksten Präsidenten Marco Chiesa ist das kein Problem – er warnt vor Stigmatisierung.

Marco Chiesa SVP Impfen
SVP-Präsident Marco Chiesa selbst hat sich impfen lassen – doch das sei ein persönlicher Entscheid, er werde diesbezüglich niemandem Empfehlungen abgeben. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mehr als die Hälfte der SVP-Basis will sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen.
  • Präsident Marco Chiesa erhält nun die zweite Spritze – das sei ein persönlicher Entscheid.
  • Eine Empfehlung zur Impfung will er nicht aussprechen – bei Kindern ist er skeptisch.

Die Impf-Kampagne in der Schweiz ist ins Stocken geraten. Die Behörden versuchen alles, skeptische Bürger noch zu überzeugen. Die meisten davon wählen die Schweizerische Volkspartei (SVP).

51 Prozent der Basis der Sünneli-Partei wollen sich gemäss aktueller Umfrage nicht piksen lassen. Support von der SVP-Spitze gibt es für das Bundesamt für Gesundheit (BAG) indes nicht.

Im Interview nimmt Präsident Marco Chiesa Stellung zu den drängendsten Fragen.

Nau.ch: Herr Chiesa, wann haben Sie sich impfen lassen?

Marco Chiesa: Da ich nicht zur Risikogruppe gehöre, habe ich eine Weile gewartet, bevor ich mich angemeldet habe. Aber morgen erhalte ich nun die zweite Spritze. Ob man sich impfen lässt oder nicht, ist ein sehr persönlicher Entscheid. Ich habe mich für die Impfung entschieden, werde aber sicher niemanden verurteilen, der oder die dazu eine andere Meinung hat.

Nau.ch: Ihre Basis hat offensichtlich keine Lust, sich impfen zu lassen. Sollten Sie nicht eine Empfehlung aussprechen, um die Quote zu erhöhen?

SVP Basis Coronavirus Impfung
Die Hälfte der SVP-Basis will sich nicht impfen lassen – hier das Bild einer Delegiertenversammlung der rechten Partei. - Keystone

Marco Chiesa: Nein, das werde ich nicht tun. Ich empfehle bloss, dass die Behörden korrekte Informationen über die Impfstoffe zur Verfügung stellen. Auf dieser Basis soll jede und jeder eigenverantwortlich für sich entscheiden, ob die Impfung der richtige Weg ist. Skeptisch bin ich persönlich bei Kinderimpfungen.

Nau.ch: Das dürfte bald zum Thema werden. Warum sind Sie hier «skeptisch»?

Coronavirus Impfung Kinder
Ein Kinder- und Jugendarzt impft einen Jugendlichen mit dem Corona-Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer. - dpa-infocom GmbH

Marco Chiesa: Wir wissen, wer beim Coronavirus zu den Risikopersonen zählt. Und Kinder sind es definitiv nicht, sie haben wenn überhaupt meist sehr milde Symptome. Auch hier handelt es sich aber um einen sehr persönlichen Entscheid, den die Eltern mit oder für ihre Kinder treffen müssen.

Nau.ch: Beim Covid-Zertifikat zeigen Sie sich offener als Ihre Jungpartei oder Fraktionschef Thomas Aeschi.

Thomas Aeschi Marco Chiesa
Während sich SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi schon heute gegen das Covid-Zertifikat stellt, gibt sich Präsident Marco Chiesa zurückhaltender. - Keystone

Marco Chiesa: Solange das Covid-Zertifikat als Dienstleistung funktioniert – etwa damit man leichter Reisen kann, halte ich es für unproblematisch. Zu akzeptieren ist auch, wenn private Veranstalter oder Restaurantbetreiber für ihren Betrieb oder Anlass Regeln aufstellen. Inakzeptabel finde ich es aber, wenn der Staat das Zertifikat dazu missbraucht, einen Impfzwang durch die Hintertüre einzuführen. Schauen Sie nach Italien oder Frankreich: Da wird mit diesem Dokument ein schleichender Impfzwang eingeführt. Das gilt es in der Schweiz zu verhindern.

Nau.ch: Das steht in der Schweiz kaum zur Diskussion bis anhin.

Verstehen Sie die Position des SVP-Präsidenten?

Marco Chiesa: Sollten die Fallzahlen wieder zunehmen, werden die Stimmen lauter werden, welche in diese Richtung gehen wollen. Dagegen werde ich mich wehren und in diesem Fall auch das Covid-Gesetz ablehnen. So oder so ist es gut, dass diese Abstimmung ansteht, das erhöht den Druck auf die Behörden, keine Stigmatisierungen von Ungeimpften vorzunehmen.

Nau.ch: Der Bundesrat trifft sich am 11. August zur ersten Sitzung nach den Sommerferien. Was erwarten Sie?

Berset Parmelin Coronavirus
Bundesrat Alain Berset, rechts, diskutiert mit Bundespraesident Guy Parmelin. Am 11. August tritt der Bundesrat wieder zusammen. (KEYSTONE/Peter Klaunzer) - keystone

Marco Chiesa: Selbstverständlich die sofortige Aufhebung der besonderen Lage. Das ist überfällig. Jetzt, wo faktische alle geimpft sind, die das wollen, darf es in der Schweiz keine erneuten Einschränkungen mehr geben.

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