SVP-Frauen distanzieren sich von Abtreibungs-Initiativen

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Die von SVP-Nationalrätinnen lancierten Abtreibungs-Initiativen lösen eine heftige Kontroverse aus – auch in der eigenen Partei.

Yvette Estermann Andrea Geissbühler
SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler, rechts, diskutiert mit ihrer Parteikollegin Yvette Estermann, am Donnerstag, 20. März 2014 an der Frühlingssession der Eidgenössischen Räte im Nationalrat in Bern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • SVP-Nationalrätinnen haben zwei Abtreibungsiniativen lanciert.
  • Sie lösen damit eine Kontroverse aus bis in ihre eigene Partei hinein.
  • Viele Politikerinnen, darunter SVP-Vize Céline Amaudruz, lehnen die Initiativen klar ab.

Gleich zwei Volksinitiativen zum Thema Abtreibungen haben die SVP-Nationalrätinnen Andrea Geissbühler und Yvette Estermann diese Woche lanciert. Ein grosses Vorhaben, dem aber gleich zu Beginn schon viel Gegenwind entgegenweht. Selbst SVP-Politikerinnen kündigen Widerstand gegen die Initiativen aus der eigenen Partei an.

Die «Einmal-darüber-schlafen-Initiative» verlangt, dass vor einem Entscheid zu einer Abtreibung noch ein Tag Bedenkzeit eingehalten werden muss. Die «Lebensfähige-Babys-retten-Initiative» geht noch weiter: Sie will bestimmte Abtreibungen gleich ganz verbieten. Babys, die theoretisch auch ausserhalb des Mutterleibes atmen könnten, sollen gerettet werden. Das sei schon ab Woche 22 der Schwangerschaft der Fall.

«Wie Ultrarechte in USA»

Mit Kopfschütteln reagieren naturgemäss linke Frauen. So ist SP-Nationalrätin Yvonne Feri «sehr irritiert», Partei- und Ratskollegin Barbara Gysi hält die Bedenkfrist für «abstrus». Bereits heute sei es ja so, dass einer Abtreibung Gespräche vorangingen. «Diese Volksinitiative suggeriert, dass das heute nicht der Fall sei.»

Yvonne Feri Barbara Gysi
Die SP-Nationalrätinnen Yvonne Feri (links) und Barbara Gysi (rechts). - Keystone

Überrascht ist Gysi indes nicht, auch wenn sie es sonderbar findet, dass gleich zwei Volksinitiativen lanciert werden. «Beide Initiativen nehmen die Argumentation der ultrarechten Bewegungen der USA auf», hält sie fest. Im Bundesstaat Texas sind Abtreibungen schon nach sechs Wochen verboten, also bevor viele Frauen überhaupt wissen, dass sie schwanger sind.

Die aktuell in der Schweiz geltende Regelung lasse schwangeren Frauen einerseits die Selbstbestimmung über ihren Körper zu, betont Feri. Gleichzeitig gebe es gewissen Einschränkungen, was sich in den letzten Jahren bewährt habe. Gysi wiederum warnt vor einer Verkürzung der Frist. Das sei wohl kaum zum Wohle des Kindes und setze werdende Mütter noch mehr unter Druck.

SVPlerinnnen: «Kein Bedarf»

Unter Druck geraten aber auch die beiden Initiantinnen Geissbühler und Estermann, und zwar aus der eigenen Partei. Für die Präsidentin der Jungen SVP Zürich, Camille Lothe, sind die Anliegen der Initiativen unverständlich. «Ich werde diese Initiative bekämpfen», droht sie auf Twitter und erntet dafür viel Lob von rechts bis links.

Camille Lothe Twitter Abtreibung
SVP-Jungpolitikerin Camille Lothe will gegen die Abtreibungsinitiativen kämpfen und erhält dafür spontane Unterstützung- - Screenshot Twitter

So äussert sich die Zürcher SVP-Kantonsrätin Nina Fehr Düsel zustimmend. SVP-Nationalrätin Martina Bircher dagegen will nicht in Zusammenhang mit den Abtreibungs-Initiativen gebracht werden. Dass für die Berichterstattung einige Medien ein Foto von ihr zusammen mit Andrea Geissbühler verwenden, sei irreführend. «Ich weiss von dieser Initiative nichts, stellt Bircher klar.

Camille Lothe Céline Amaudruz
SVP-Jungpolitikerin Camille Lothe (links) und SVP-Nationalrätin ind Vize-Parteipräsidentin Céline Amaudruz (rechts). - Nau.ch

Die Genfer Nationalrätin und SVP-Vizepräsidentin Céline Amaudruz sagt auf Anfrage, sie könne die Beweggründe ihrer beiden Kolleginnen nachvollziehen. Doch auch sie distanziert sich gegenüber Nau.ch von den beiden Initiativen: «Ich sehe keinen Bedarf in diesem Bereich.» Es gehe darum, die Meinung der potenziellen Mutter zu berücksichtigen, denn diese trage die Konsequenzen.

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