SVP schickt kleines Mädchen in den Abstimmungskampf
Die SVP geht mit einem aufwändig produzierten Video in die Offensive. Die Bühne überlässt sie dabei einem Mädchen. Nationalrat Thomas Matter erklärt die Gründe.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 27. September entscheidet die Stimmbevölkerung über die SVP-«Begrenzungsinitiative».
- Die Sünneli-Partei lanciert den Abstimmungskampf mit einem Video über ein kleines Mädchen.
In rund sechs Wochen entscheidet die Schweiz über die Begrenzungsinitiative der SVP. Der Abstimmungskampf hat noch kaum Fahrt aufgenommen. Nun läuten die Initianten mit einem zweiminütigen Video die heisse Phase ein.
Im Propagandafilm erklärt ein wohl etwa 13-jähriges Mädchen ihre Sicht der Schweiz. Nach einem Loblied auf die «wunderschöne» Landschaft wird die Botschaft hochpolitisch. «Mein Papi sagt, wir müssen unsere Kultur wahren», sagt das Kind. Illustriert wird die Aussage von der christlichen Kathedrale in Freiburg.
«Keine Schweizer mehr»: Mädchen zählt SVP-Argumente auf
«Immer mehr wollen in die Schweiz, obwohl wir keinen Platz haben», behauptet die Kleine etwa in Luzern und Zürich weiter. Und: «Nur noch Sarah und Laila sind in meiner Klasse Schweizer.» Das Mädchen rattert in der Folge weitere SVP-Argumente nieder.
Nau.ch weiss: Hinter dem Abstimmungsvideo steht SVP-Nationalrat Thomas Matter. Auf Anfrage sagt er: «Wir erlebten als junge Erwachsene ein schönes Land mit hoher Lebensqualität, ohne Dichtestress und überlasteter Infrastruktur. Wir haben die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass unsere Kinder und Grosskinder das auch noch erleben.» Das wolle man mit dem Video zeigen.
Den Namen des Mädchens will er nicht verraten. «Sie ist nicht verwandt mit prominenten SVP-Exponenten. Sie hat unsere Botschaft aber sehr gut rübergebracht», so Matter. Es handle sich um eine Schauspielerin, ihre Eltern seien mit dem Video natürlich einverstanden.
Thomas Matter: «Rassismus-Vorwürfe absurd»
Sicher ist: Das von zahlreichen Befürwortern verbreitete Video sorgt in beiden Lagern für Emotionen. Auf Matters Facebook-Account wird ihm mitunter sogar Rassismus vorgeworfen. Grund: Als das Mädchen über «Räuber im Fernsehen» sinniert, sind dunkelhäutige Männer zu sehen. «Vorgebrachte Rassismus-Vorwürfe sind völlig absurd», sagt Matter dazu.
Bei Co-Kampagnenleiterin Esther Friedli tönt es ähnlich. Mit dem Video wolle man die «verfehlte Zuwanderungspolitik» thematisieren.
«Weil es um unsere Zukunft geht, steht ein Mädchen im Zentrum», so die SVP-Nationalrätin. Die Kinder müssten schliesslich die Folgen der Zuwanderung «ausbaden».
Die Abstimmung über die Begrenzungs-Initiative – von den Gegnern Kündigungsinitiative genannt – findet am 27. September statt. Erste Umfragen deuten auf ein Nein hin. Der Bundesrat und alle anderen grossen Parteien plädieren für eine Ablehnung.