SVP-Vize Céline Amaudruz zum «sexistischen» Dresscode
Das Genfer «T-Shirt der Schande» schlägt schweizweit hohe Wellen. SVP-Vizechefin und Genferin Céline Amaudruz will, dass die Debatte aufhört.
Das Wichtigste in Kürze
- Schülerinnen in Genf protestieren gegen den «sexistischen» Dresscode ihrer Schule.
- Kernproblem ist das «T-Shirt der Schande», das als «erniedrigende Praxis» kritisiert wird.
- Nationalrätin Céline Amaudruz (SVP) ist sich unsicher, ob das Shirt die beste Lösung ist.
Die Debatte um den Dresscode einer Genfer Schule geht weiter. Am Mittwoch fand eine grosse Demonstration statt. Den Schulen wird Sexismus vorgeworfen, weil vor allem Mädchen und junge Frauen bestraft würden. Die Schülerinnen – und zum Teil Schüler – erhielten Unterstützung aus der lokalen Politik und vom Lehrerverband.
Besonders das «T-Shirt der Schande», das Schülerinnen und Schüler anziehen müssen, wenn ihre Kleidung als «unangemessen» taxiert wird, macht viele wütend. Die Ständerätin Lisa Mazzone (GE/Grüne) beschrieb die Strafe als «stigmatisierend».
Aus dem rechten Lager ertönt ein etwas anderes Lied. SVP-Nationalrätin Céline Amaudruz, ebenfalls Genferin, hat bloss eine Forderung: «Hört mit dieser ganzen Debatte um das T-Shirt und alles andere auf, damit die Kinder wieder zur Schule gehen und lernen können.»
Kleider und Sexismus auch in der Politik
Amaudruz musste sich auch schon sexistische Bemerkungen über ihre Kleidung anhören. 2017 hatte Parteikollege Roger Köppel ihr vorgeworfen, er habe sie «noch nie ohne kurzen Rock oder hautenge Bluse gesehen».
Dies, nachdem Amaudruz öffentlich über einen sexistischen Vorfall gesprochen hatte. Ein Ratskollege habe ihr gegenüber «eine unangemessene Bewegung» gemacht.
Ob der Dresscode der Schulen sexistisch sei, dazu wolle sich die Politikerin im Gespräch mit Nau.ch nicht äussern. Und auch zum T-Shirt hat die Vize-Präsidentin der grössten Partei keine klare Meinung.
«Ich kann nicht sagen, ob das T-Shirt die beste Lösung ist», so die Juristin. «Vielleicht sollte man die Schülerinnen und Schüler in unanständiger Kleidung lieber zum Umziehen nach Hause schicken.» Eine Lösung, die laut der Tageszeitung «Le Temps» an mindestens einer Schule schon angewendet wird.
«Es braucht sehr klare Regeln»
Céline Amaudruz will vor allem eine Sache klarstellen: «Für mich ist es normal, in anständiger Kleidung zur Schule zu kommen.» Natürlich sei der Begriff «anständig» für jeden anders und dementsprechend schwer definierbar. Aber «früher» habe man gewusst, dass man sich für die Schule «auf eine gewisse Art und Weise kleiden muss».
«Die Schulen müssen einen sehr klaren Rahmen schaffen, mit sehr klaren Kleiderregeln. Wenn man die Regeln nicht kennt, kann man sie nicht befolgen», fährt Amaudruz fort. Die Sekundarschule Pinchat, die im Zentrum der Polemik steht, definiert beispielsweise Crop Tops (bauchfreie Oberteile) oder Tanktops als unanständig.
Diese klaren Regeln könnten beispielsweise «ein weisses T-Shirt und Jeans» sein, schlägt die Nationalrätin vor. «Ich bin sehr empfänglich für die Freiheit eines jeden Menschen, aber vielleicht braucht es ein grundlegendes Tenue», erklärt Amaudruz. Doch eine Schuluniform wie in England sei «nicht unsere Kultur», so die SVP-Frau.